Bochum. . Ein Klavierlehrer (29) aus Bochum muss sich wegen des Vorwurfs des Kindesmissbrauchs vor Gericht verantworten. Er soll einen siebenjährigen Schüler in einer Unterrichtspause so heftig geküsst haben, dass Knutschflecken entstanden seien. Der Lehrer stellt den Vorfall als spielerischen Teil des Unterrichts dar.

War es nur eine spielerische Balgerei oder hatte der Klavierlehrer ein sexuelles Interesse an einem siebenjährigen Schüler? Darum ging es am Dienstag in einem Prozess am Amtsgericht. Dort musste der Klavierlehrer (29) auf die Anklagebank. Der Vorwurf: Kindesmissbrauch.

Der verheiratete Bochumer hatte viele Schüler gehabt. Einen von ihnen hatte er am 12. Juli 2012 in dessen Wohnung in Bochum am Klavier unterrichtet. Laut Anklage soll er ihn in einer Pause im Nackenbereich heftig geküsst haben. Er habe so stark gesaugt, dass ein Bluterguss, ein Knutschfleck entstanden sei. Die Mutter (39) des Kindes berichtet sogar von sechs Knutschflecken. Sie zeigte den Klavierlehrer später an und kündigte ihm fristlos. Von den deutlichen Spuren am Hals war der Mann später „selbst geschockt“, wie er vor Gericht sagte.

„Ich tue so, als ob ich ihn beißen würde“

Von einem sexuell motivierten Übergriff will er aber nichts wissen. Er stellt den Vorfall als spielerischen Teil des Unterrichts dar. Habe der Junge am Klavier einen Fehler gemacht, habe es „eine Bestrafung auf eine lustige Art und Weise“ gegeben. Motto: „Ich tue so, als ob ich ihn beißen würde.“ Vielleicht habe er das Spielerische ein bisschen übertrieben, doch er habe „keine Hintergedanken“ gehabt.

Für die Mutter des Jungen war jedenfalls klar: Der Klavierlehrer habe „eine Grenze überschritten, die ein Erwachsener definitiv einhalten muss“. Ihr Sohn will zwar weiter Klavier lernen, aber nur bei einer Frau.

Gericht stellt Verfahren ein

Der Angeklagte arbeitet heute als Hotelmitarbeiter, nicht mehr als Klavierlehrer. Das Gericht stellte das Verfahren ein, machte aber eine Auflage: zehn Sitzungen bei einer Beratungshilfe gegen Missbrauch.