Bochum. Petra Wolters verbindet ihre Liebe zu Beton und Kunst. Das Resultat ist jetzt im Tierpark Bochum zu sehen: zentnerschwere bunte Skulpturen, die garantiert wetterfest sind.

Neugierig begutachten die Liszt-Äffchen ihren rothäutigen Mitbewohner, und auch die Pinguine im Tierpark wundern sich über ihren neuen Kollegen. Dass es sich beim Amazonas-Indianer im Affengehege und bei der Robbe am Beckenrand um Figuren aus reinem Beton handelt, würden wohl weder Tiere noch einige Menschen vermuten.

Aus dem einst flüssigen Material formt Künstlerin Petra Wolters ihre zentnerschweren bunten Skulpturen. Was das Besondere an dem eher ungewöhnlichen Material ist? „Es muss nicht restauriert werden wie etwa Stein oder Ton und ist vor allem winterhart.“ Denn Petra Wolters stellt ihre Kunst hauptsächlich in freier Natur aus: auf dem Golfplatz in Stiepel, auf großen Gartenpartys – oder aktuell eben im Tierpark Bochum.

Auf der Suche nach Größerem

Angefangen hat die 55-Jährige damals mit der Malerei, doch das war ihr „alles zu klein.“ Also suchte die zweifache Mutter, die mit ihrem Ehemann Wilhelm einen Elektro-Installationsbetrieb führt, nach größeren Herausforderungen. „Ich habe hin und wieder auf dem Bau ausgeholfen“, sagt die zierliche Frau. So also entstand die Liebe zu dem Material.

„Was ich dabei besonders mag, ist die Tatsache, dass ich dabei so richtig schön mit den Fingern matschen kann.“ Wie die gelernte Bürokauffrau („diesen Beruf haben mir meine Eltern damals aufgezwungen“, betont Petra Woters) ihre Skulpturen anfertigt, erklärt sie so: Mit einem Spezialdraht formt sie die gewünschte Form, füllt das Innenleben mit Zeitungspapier oder Styropor, dann gießt sie mehrere Schichten Beton hinein und formt das Material zurecht. Vier Wochen muss die Masse trocknen, erst dann kann die Künstlerin den Pinsel ansetzen und ihre Werke filigran mit Acrylfarben bemalen. „Anschließend kommt noch eine Lackschicht drauf, damit alles gut hält.“

Flugsaurier misst 4,50 Meter Spannweite

Allein beim Flugsaurier, der mit seinen 4,50 Meter Spannweite hoch über der Decke im Aquarium des Tierparks schwebt, verzichtete Petra Wolters freiwillig auf ihr geliebtes Material. „Der Corpus ist aus Holz, die Flügel aus Kunstleder.“ Zu schwer wäre die Skulptur sonst geworden. „Wenn der Saurier jemandem auf den Kopf fallen würde…“. Nein, das wollte sie nicht verantworten.

Für genug Wirbel sorgte bereits vor einiger Zeit eine ihrer Männerfiguren im Teich eines Golfclubs. Ein Autofahrer sah den „Nichtschwimmer“ von der Straße aus und dachte, es handele sich bei der Szene um einen dramatischen Unfall. Umgehend alarmierte er die Polizei, die prompt samt Rettungswagen anrückte.

Mit Beton kann man eben doch so einiges anrichten.