Bochum.
Das neue Buch „Das fünfte Foto“ von Lucie Flebbe spielt im Kleingarten-Milieu des Bochumer Nordens. Zur Buchvorstellung reiste die Krimi-Autorin eigens aus Bad Pyrmont in den KGV „Friedlicher Nachbar“ nach Gerthe an.
Mikrokosmos Kleingarten. Gestutzte Hecken, akkurate Rasenflächen, kleine, gepflegte Häuschen, lauschige Teiche. An diesem eiskalten Aprilmorgen macht die Kleingartenanlage „Friedlicher Nachbar“ in Gerthe ihrem Namen nur zur Hälfte Ehre: Fast friedhöfliche Ruhe, aber keine Nachbarn zu sehen. Doch dann etwas Trubel. Lucie Flebbe hat hierhin eingeladen, um ihren neuen Krimi vorzustellen. „Das fünfte Foto“ spielt vor allem im Parzellen-Milieu.
Es ist bereits der fünfte Band um die jungerwachsene Nachwuchsdetektivin Lila Ziegler, die mit dem Ex-Polizisten Ben Danner eine Detektei und Liebesbeziehung betreibt. Schauplatz der Krimis ist stets Bochum. Das ist ungewöhnlich, lebt die Autorin, die von jedem Buch deutschlandweit gut 10 000 Stück verkauft, doch in Bad Pyrmont.
Sie hat für ihre Bücher allerdings Bochum als Pflaster gewählt - „das hat deutlich mehr Spannung“. Anders als Krimischreiber wie Werner Schmitz greift sie allerdings nicht auf eine intime Kenntnis der Polit- und Wirtschaftsstrukturen der Region zurück, sondern nimmt auch als Autorin die Perspektive ihre ebenfalls zugezogenen Heldin Lila ein. Die kam im ersten Buch ganz schlicht am Bahnhof an und ist dann losgezogen - in ein neues Leben in Bochum.
Das hat nun im fünften Roman schon Struktur gewonnen, diesmal ermittelt die ebenso kämpferische wie schmale Heldin im kleingärtnernden Kleinkriminellen-Milieu. Den aus der VOX-Show „Ab ins Beet“ bekannten Schrebergarten „Friedlicher Nachbar“ wählte sie aus, nachdem sie zur Recherche in Gerthe weilte und auf den Vereinsvorsitzenden Peter Junge traf. Dass der fiktive Vereinsvorsitzende im Buch „Peter Bengel“ heißt nimmt da kein Wunder. Auch andere Gärtner, die das Buch schon lesen durften, suchten - teils erfolgreich - nach Parallelen zu real existierenden Schrebern: „Wir haben hier auch tätowierte Parzellenbetreiber“. Doch das Personal des Krimis ist nicht original, nur sehr gut erfunden, kein Grund also für Ermittlungen.
Nachdem die ersten Romane - beginnend mit dem 2008 mit dem renommierten Friedrich-Glauser-Preis als beste Newcomerin ausgezeichneten „Der 13. Brief“ (noch als Lucie Klassen) - in der Schule, in Putzkolonnen, unter Obdachlosen und im Pflegedienst spielten, sollte „es diesmal weniger sozial, dafür etwas lustiger“ werden.
Recherchiert hat Flebbe vor Ort, im Bergbaumuseum und über das Grubenunglück auf Zeche Lothringen von 1912, in der gut eingebundenen Umgebung und natürlich in der Anlage, die schön ins Bild zwischen Ex-Zeche und Kulturwerk Lothringen ins Bild gerückt wird.
Und so betrachtet der Besucher den KGV „Friedlicher Nachbarn“ an diesem Morgen auch mit Krimi-Augen: Unter diesem Gartenteich, könnte da eine Leiche liegen?
Lucie Flebbe: „Das fünfte Foto“, Grafit-Verlag, 9,99 Euro