Frankfurt/Bochum. Der Tarifvertrag zur Sanierung des angeschlagenen Autobauers Opel kann in Kraft treten. Der IG-Metall-Bundesvorstand stimmte dem von der Tarifkommission ausgehandelten Vertrag zu. Er gilt nicht für den Standort Bochum. Dort hatten die IG-Metall-Mitglieder das Papier abgelehnt.
Die IG Metall hat dem Sanierungsplan von Opel zugestimmt, der die Schließung des Bochumer Fahrzeugwerks vorsieht. Der geschäftsführende Vorstand der Gewerkschaft votierte am Mittwoch in Frankfurt für den mit der Opel-Mutter General Motors ausgehandelten Tarifvertrag. Diesen hatten zuvor - bis auf Bochum - alle Opel-Standorte akzeptiert.
Gewerkschaftschef Berthold Huber nannte die Vereinbarung die "bestmögliche Lösung unter den gegebenen Bedingungen. Er sichert Automobil- und Industriearbeitsplätze und legt fest, dass in die deutschen Standorte investiert wird." Opel bleibe im Flächentarifvertrag, betriebsbedingte Kündigungen seien bis Ende 2016 ausgeschlossen.
Kündigungsschutz nur bis Ende 2014
Die Vereinbarung gilt nach dem Nein von Bochum nur für die anderen Opel-Werke. GM hatte nach der Ablehnung durch Bochum angekündigt, die Autofabrik im Ruhrgebiet mit 3200 Beschäftigten bereits Ende 2014 zu schließen - zwei Jahre früher als im Tarifvertrag in Aussicht gestellt. Bis dahin gilt noch ein Kündigungsschutz.
Der Betriebsratsvorsitzende des Bochumer Opel-Werks, Rainer Einenkel, hat die Strategie der IG Metall kritisiert. "Ich hätte mir gewünscht, die Gewerkschaft wäre mit einem eigenen Konzept in die Gespräche gegangen", sagte Einenkel.
"Solidarität stelle ich mir anders vor"
Einenkel warf Gewerkschaft und Gesamtbetriebsrat erneut vor, die Verhandlungen mit dem Management über die Köpfe der Bochumer Belegschaft und ihrer Vertreter hinweg geführt zu haben. "Es wurde so gut wie nie mit uns geredet." Er habe nur fertige Ergebnisse präsentiert bekommen. "Solidarität stelle ich mir anders vor." In der IG Metall gebe es jetzt "einigen Klärungsbedarf".
Opel hatte nach dem Nein in Bochum weitere Gespräche über die Zukunft des Werks abgelehnt. Nach Einenkels Worten gibt es derzeit keinen Kontakt zwischen dem Bochumer Betriebsrat und dem Management.
Der Bochumer Betriebsrat sei jederzeit zu Gesprächen bereit. "Es darf aber nicht die Vorbedingung geben, dass wir erst der Abwicklung des Werks zustimmen müssen, um dann darüber reden zu dürfen, wer ein bisschen länger bleiben darf."
"Verschwörungstheorien gegenüber seinen Kollegen"
Opel-Gesamtbetriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug hat die Vorwürfe seines Bochumer Kollegen Rainer Einenkel prompt zurückgewiesen. "Einenkel verschweigt schlichtweg die Tatsache, dass es ohne die Solidarität der anderen Standorte unter dem gemeinsamen Dach der IG Metall niemals Verhandlungen überhaupt zur Zukunft des Standorts Bochum gegeben hätte", sagte er.
Opel und die Mutter General Motors (GM) hätten den Standort Bochum Ende 2014 schließen wollen: "Einenkel hat darauf im wesentlichen in der Verhandlungskommission mit Verdrängung, öffentlichen Medienauftritten und Verschwörungstheorien gegenüber seinen Kollegen an den anderen Standorten reagiert", sagte Schäfer-Klug. (dpa/rtr)