Bochum-Wattenscheid.
1200 Menschen waren gestern aufgefordert, ihre Häuser und Wohnungen zu verlassen – oder, wenn diese nicht im Evakuierungsgebiet rund um die Harenburg liegen, ihre Domizile auf keinen Fall zu verlassen. Am Vormittag entschärfte der NRW-Kampfmittelbeseitigungsdienst zwei britische Fünf-Zentnerbomben und eine amerikanische Zehn-Zentnerbombe, alle mit Aufschlagzündern versehen, auf dem Feld südlich der Harenburg in Höntrop. Dank bester Vorarbeit von Feuerwehr, Rotem Kreuz, der Bogestra, Sozialarbeitern und vielen weiteren Beteiligten funktionierte die Evakuierung ruhig und entspannt. „Wir haben keine Angst“, sagten die 90-jährige Hildegard Behr und Adelheid Scherkamp (64) unisono, die den kostenlosen Bogestra-Bus nutzten – als Shuttle von der Harenburg zum Feuerwehrhaus. „Es wird schon alles gut gehen.“
Die Bewohner rund um die Harenburg hatte die Feuerwehr Höntrop/Eppendorf in die Säle ihres neuen Hauses an der Höntroper Straße eingeladen, für sie Kaffee, Tee und belegte Brötchen vorbereitet. Und auch den sicheren Transport gewährleistet. Doch kamen viele, vor allem ältere Bürger auch zu Fuß, trafen peu à peu ab 9 Uhr morgens im Feuerwehr-Haus ein.
Ruhige Atmosphäre herrschte, wenig Anspannung oder gar Angst. Dafür hatte die Wehr schon im Vorfeld gesorgt, die Bürger Tage zuvor per Handzettel oder auch persönlich informiert. Ab kurz nach zehn Uhr überprüften Wehr-Einheiten noch einmal die Häuser der betroffenen Straßen, schauten nach, ob auch tatsächlich kein Mensch mehr dort ist. Eine erst vor wenigen Tagen operierte Frau, die noch bettlägerig ist, wurde extra mit einem Rettungswagen abgeholt und in Sicherheit gebracht.
Gegen halb elf wirkten die Straßen rund um die Harenburg wie eine Geisterstadt. Alle Bürger waren längst ausquartiert. Und viele von ihnen ins Feuerwehrhaus gekommen. Wehr-Sprecher Simon Heußen schätzte die Besucherzahl auf rund 120 Menschen. „Das sind verhältnismäßig viele Leute“, sagte er. „Aber es sind Osterferien und somit viele Menschen, vor allem Kinder, zu Hause.“
Gegen 12 Uhr kam die Entwarnung: Gerd Matthee (56) und Rainer Woitschek (52) vom Kampfmittelräumdienst hatten alle drei Bomben binnen einer knappen Stunde entschärft. Bei der amerikanischen Zehn-Zentner-Bombe musste der Zünder, da er sehr fest saß, per Fernentschärfung außer Kraft gesetzt werden.
Alle drei Bomben enthalten den hochempfindlichen Sprengstoff TNT und werden nun entsorgt. Sie lagen auf dem Feld verborgen im Abstand von ca. 20 Metern. Gestern Nachmittag zeugten nur noch drei große Löcher auf dem Acker von der Bombenentschärfung am Morgen.