Bochum.


Die diesjährige Frühjahrsausstellung im Schlieker-Haus zeigt Arbeiten des Künstler-Ehepaares Bettina Bülow-Böll (Malerei) und Christoph Böll (Film und Filmstills/Standbilder) - eine Ateliergemeinschaft zweier Individualisten, die sich in der Kunst begegnen.

Und es ist eine spannende Begegnung, die Claudia Schlieker-Buckup möglich gemacht hat. Die Galeristin pflegt im ehemaligen Atelier ihres Vaters Hans-Jürgen „Hänner“ Schlieker bekanntlich das Andenken des 2004 verstorbenen Bochumer Malers. Dabei ist es ihr wichtig, nicht nur Schliekers Kunst in Ehren zu halten, sondern auch seine vielfältigen Verbindungen in die hiesige Szene offenzulegen.

Einnehmende Stimmung

So gab es schon eine Ausstellung des Schlieker-Weggefährten Friedrich Gräsel, und so gibt es nun die Doppelausstellung Böll/Bülow – sowohl Christoph Böll, der Filmemacher, als auch Bettina Bülow-Böll, die Malerin, waren einst Schüler von Schlieker, als dieser die Kunstklasse im Musischen Zentrum der Ruhr-Uni leitete.

Bülow-Bölls neueste Malerei ist im oberen Geschoss zu sehen. Dem Ausstellungstitel „Lichteinfälle“ folgend, wirken die großformatigen Tafeln sogleich durch ihre einnehmende Stimmung, die durch das Spiel mit sonnigen Flecken, Schattenwürfen oder Lichtreflexen erzeugt wird. Zu sehen sind Menschen, die in zufälligen Bewegungen und Tätigkeiten szenisch festgehalten werden, in aufeinander folgenden Sequenzen, aus außergewöhnlichen Perspektiven. Es ist ein quasi filmischer Blick, mit dem die Künstlerin ihre oft mehrteiligen Bilderserien entwickelt.

Das mag auch dem Einfluss ihres Mannes geschuldet sein, denn Christoph Böll ist ein Regisseur und Filmemacher mit unverkennbarer Handschrift. Über das große „Max Imdahl“-Projekt, das Böll über Jahre verfolgte, hat die WAZ oft berichtet. Und auch über seine letzte filmisch-ästhetische Dokumentation, die sich dem Abriss des Klosters am Imbuschplatz näherte. Aus verschiedenen Filmprojekten hat Böll für die Ausstellung Standbilder herausgepflückt, die, plötzlich als eigenständige Bilder begriffen, fast schon wie Malerei oder farbige Grafiken wirken. Was hier sofort überzeugt, ist neben dem sicheren Blick für das einnehmende Detail der ausgewählten filmischen Hintergründe die geradezu sinnliche Wirkung von Bölls Aufnahmen – sie wird im Verfallsprozess des abgerissenen Kloster ebenso sichtbar wie auf dem Bild eine rostig patinierte Stahlplatte.

So klein diese feine Ausstellung ist, umso mehr Größe erlangt sie durch die poetische Qualität der gezeigten Arbeiten.

http://www.schlieker-haus.de