Bochum.

In der sehr gut besuchten Rotunde am Konrad-Adenauer-Platz wurden die Sieger des Bochumer Schreibwettbewerbs „Urban History Rewritten“ gekürt. Bochumer waren aufgefordert, über ihre Lieblinsorte in unserer Stadt zu schreiben.

Der Sonntag in der Rotunde war ein Tag der Liebeserklärungen. Liebeserklärungen an Bochum, an die Literatur und das Schreiben. Verantwortlich für den Überschwang ist ein Literatur-Projekt. Die Literarische Gesellschaft und der Friedrich-Bödecker-Kreis hatten Bochumer und Nicht-Bochumer dazu aufgerufen, über ihren Lieblingsort in der Stadt zu schreiben.

Erstaunliche Qualität

So entstand eine neue Stadtgeschichte, die persönlicher nicht sein könnte. Aufgehübscht heißt das dann „Urban History Rewritten“, aber ein Quäntchen Hipster-Faktor sei erlaubt. Von den 60 eingesandten Texten wurden die 24 besten ausgewählt und von in ihren Autoren live präsentiert.

Drei Jurypreise und drei Publikumspreise waren zu vergeben, das Konzept kam an. Rund 200 Gäste drängelten sich um Stühle, es konnten gar nicht genug herangeholt werden, um alle sitzend unterzubringen. Der Altersdurchschnitt des traditionellen Literarischen Gesellschaftspublikums senkte sich dabei entschieden nach unten, denn viele junge Autoren waren mit Fanclub gekommen.

Die Geschichten und Gedichte waren von erstaunlicher Qualität, frisch, teilweise stilsicher versiert. Nachdenklich und komisch, experimentell und verschroben, sie kamen so vielfältig daher wie die Wahl der Lieblingsplätze. Richard Serras Stahlskulptur „Terminal“ wurde lyrisch verewigt, West- und Stadtpark in Prosa. Es gab Meta-Literatur über den „Jörgenstein“, den Gedenkstein im Weitmarer Holz, und das Exzenterhaus war gleich zweimal vertreten.

Den Publikumspreis hat schließlich Alisha Pilenko mit ihrem Prosatext „Integration für Fortgeschrittene“ gewonnen. Sieger des Tages aber war Honke Rambow. Der frühere Sprecher des Theaters Rottstraße 5 konnte gleich zwei Preise (1. Platz Jurypreis, 3. Platz Publikumspreis) für seine Arbeit „Das Hotel – Viktoriastr. 73“ mit nach Hause nehmen.

Prof. Ralph Köhnen, Vorsitzender der Literarischen Gesellschaft, ist mit dem Verlauf der Schreibaktion ebenso zufrieden wie mit deren Ergebnis: „Vom Stadtpark über das Rottstraße-Theater bis hin zu den Feldern von Gerthe sind jede Menge Lieblingsorte beschrieben worden. Mal witzig, mal melancholisch – jede Menge Liebeserklärungen an diese Stadt, die offenbar mehr zu bieten hat als Pils und Currywurst“, stellt er fest.

Und damit ist „Urban Rewritten“ noch nicht am Ende. Jetzt sollen die Texte noch auf einer virtuellen Stadtkarte im Internet verlinkt werden.