Bochum. Hundetrainerin Patricia Gornik bildete 2007 ihre Schäferhündin Chili in der Canistherapie aus. Seitdem hilft sie, Menschen mit psychischen Erkrankungen zu behandeln. Mit Spielfreude und Lebendigkeit mischt die Hündin regelmäßig eine Tagespflegegruppe dementer Senioren im Katharina-von-Bora-Haus auf.

Chili stürmt in das Seniorenheim, Katharina-von-Bora-Haus, am Stadtpark. Sie tippelt von einer Pfote auf die andere und schaut ihre Trainerin Patricia Gornik (32) vom Team Wolfsblut immer wieder an. „Chili weiß schon, was gleich kommt und geht gerne hierher“, sagt Gornik.

Die Hündin ist ein Profi. Seit 2007 ist Chili ausgebildet in der Canistherapie. Das heißt, sie kann helfen, psychische und dementielle Erkrankungen zu behandeln. „Hunde reagieren sensibel auf die Körpersprache des Menschen und die Hemmschwelle einen Hund anzufassen, ist wesentlich geringer als einen Menschen“, erläutert Gornik. Die Hunde wirkten als Motivator, um zu kommunizieren, fügt sie an. „Das hat etwas mit Urvertrauen zu tun. Wenn etwa bei Demenz bestimmte Gehirnregionen absterben, bleiben Kindheitserinnerungen lange erhalten“, so Gornik. Ein Hund ist weich, warm und er hat einen eigenen Puls. Das sei Teil des Konzepts, erläutert sie.

Streicheln ist selbstverständlich

Heute besucht Chili die Tagespflegegruppe im Katharina-von-Bora-Haus der Diakonie Ruhr. Dort warten zweimal im Monat rund 15 an Demenz erkrankte Menschen auf die Hündin.

Die Senioren sitzen in einem Stuhlkreis. Hundetrainerin Gornik begrüßt die Herrschaften, dann ist Chili an der Reihe: Ohne Zögern läuft sie kreuz und quer im Raum umher. Sie streift dabei die Hosenbeine der Senioren und trägt eine Stoffratte im Maul, so dass niemand ihre Zähne sehen kann. „Na komm, gib mir doch mal deine Ratte“, foppt Getrud Sch. (84) die Schäferhündin und lockt sie mit der Hand. Gertrud Sch. und ihre Sitznachbarin Inge R. (84) hatten früher eigene Hunde, Streicheln ist selbstverständlich.

Hunde werden gezielt geschult

Chili dreht wieder eine Runde. Eine Frau hält die Arme hoch, als die Hündin auf sie zuläuft. Dabei bleibt Chilis Schnauze weit entfernt vom Gesicht der alten Dame. „Die Hunde werden geschult, wie sie sich in verschiedenen Situationen verhalten sollen. Sie wissen, dass sie niemanden anspringen dürfen“, erläutert Gornik. „Sie lernen auch, ihren Kopf gezielt unter die Hand zu schieben“, erklärt sie.

Während Chili ihren Job macht und Kontakt aufnimmt, kommentieren die Senioren, wie sie reagiert: „Ja, das ist ein feiner Hund.“ – „Schau, jetzt möchte sie wieder ein Leckerchen, als ob sie verhungert.“ – „Ja, Streicheln tut gut!“
Patricia Gornik verlässt die Runde mit Chili, um Hundekollegin Nibbles zu holen. Es wird still. Keiner spricht mehr, keiner lacht – alle warten auf den Patterdale-Terrier. Der mischt die Gruppe noch einmal auf.

Ein Mann, der sein Alter nicht mehr kennt, sagt nach der Therapiestunde:„Mir gefällt, dass man mit dem Hund spielen kann.“

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