Bochum. „Irgendwas stimmt nicht.“ Horst Brenke (Name geändert) brauchte beim Blick auf sein Mehrfamilienhaus in Hamme einige Sekunden, ehe der Groschen fiel. „Wie dreist ist das denn!“: Links und rechts, jeweils in Kopfhöhe, fehlten auf zwei Metern Länge die Regenfallrohre. Die sind aus Kupfer. Und damit begehrtes, weil wertvolles Diebesgut.
Wasser- und Heizungsrohre, Dachrinnen, Kabel, Tore, sogar Grabschmuck: Kaum ein Gegenstand aus Kupfer ist vor Dieben sicher. Wegen der hohen Rohstoffkurse blüht der illegale Handel mit dem Metall. Die Preise für Kupferschrott steigen vor allem wegen der hohen Nachfrage in Fernost rasant. Vor zehn Jahren wurde das Kilogramm für ca. 1,50 Euro gehandelt. Aktuell zahlen die Altmetallhändler in Bochum je nach Tageskurs 4,50 bis 4,80 Euro pro Kilo.
Das macht den Klau auch kleinerer Mengen lukrativ. „Seit 2011 haben die Kupferdiebstähle im Stadtgebiet deutlich zugenommen. Zielobjekte sind Wohnhäuser, Kleingärten, Baustellen und Friedhöfe“, berichtet Polizeisprecherin Kristina Räß. In den letzten Monaten haben es die Täter vor allem auf Wohnhäuser abgesehen. Wie bei Horst Brenke in Hamme montieren, sägen oder reißen sie Regenrohre und -rinnen ab: nachts, aber längst auch am helllichten Tag.
Diebesgut schwierig zu erkennen
Dabei müssen sie vielfach von Zeugen beobachtet werden. Die Aufklärungsquote ist gleichwohl dürftig. Im vergangenen Jahr wurden im gesamten Präsidiumsbezirk (Bochum, Herne, Witten) fünf Täter dingfest gemacht. Ihnen werden 110 Kupferdiebstähle zur Last gelegt. Schwerpunkte: Hofstede, Hamme, Riemke, Innenstadt und der Friedhof Im Zugfeld in Hordel.
„Die Beute wird platzsparend zusammengepresst und bei Altmetallhändlern und reisenden Schrottsammlern verkauft“, weiß die Polizei. Die Metallhändler beteuern zwar, dem Kupferklau keinen Vorschub zu leisten. „Bei Grabschmuck oder Gullideckeln ist das auch relativ einfach. Wer mit einem vollen Kofferraum vorfährt, kann gleich wieder umkehren“, versichert Rudolf Konik, der an der Elsa-Brändström-Straße einen Altmetallhandel betreibt. Schwieriger sei es bei Kupferrohren und Kabeln. „Deren Herkunft ist nicht zu erkennen. Es steht ja nichts drauf.“ Bei „verdächtigen Gestalten“ sage Rudolf Konik zwar nein. Dass er mitunter dennoch Diebesware annimmt, sei nicht auszuschließen. Auch die Polizei ist meist machtlos: „Wir nehmen Kontrollen vor. Aber eine Zuordnung des aufgefundenen Kupfers zu konkreten Diebstählen ist oft nicht möglich.“
Klauen und Verkaufen beim selben Händler
Horst Brenke hat nach seiner Anzeige im Januar jetzt Post von der Staatsanwaltschaft bekommen. „Das Verfahren ist eingestellt, da ein Täter nicht ermittelt werden konnte.“ Auf 150 Euro Kosten bleibt er sitzen. Immerhin ist er aus Schaden klug geworden: Die neuen Regenrohre sind aus Kunststoff.
Auch die Altmetallhändler selbst sind nicht vor Dieben gefeit. „Es kommt vor, dass Kupfer von den Schrottplätzen gestohlen wird – und wenig später an gleicher Stelle wieder zum Kauf angeboten wird“, berichtet die Polizei.
Wie kann man sich als Eigentümer vor Kupferdieben schützen? Aufmerksame Nachbarn und Bewegungsmelder können Täter abschrecken. Zudem empfiehlt die Polizei, Kupferrohre mit Schweißnähten am Haus zu befestigen.