Bochum.
Er ist einer, der Spuren in Bochum hinterlassen hat: Frank-Patrick Steckel, Intendant des Schauspielhauses von 1986 bis 1995, wird am 10. Februar 70 Jahre alt.
Steckel löste den ans Burgtheater wechselnden Claus Peymann ab; nach dem Über-Erfolg des blonden Claus’ war alle Welt gespannt, wie der Neue sich schlagen würde. Steckel selbst hatte das Problem angesprochen, mit Bochum eine Bühne zu übernehmen, „wo man höchstens alles schlechter machen kann“.
Steckel machte es dann vor allem auf seine Art. Der Mann war und ist keiner, der es dem Publikum und der Theateröffentlichkeit leicht gemacht hätte. Der politisch denkende Künstler und der Intendant waren nie zu trennen. Man erinnere sich an die durchkreuzten Atomkraftwerke auf den Spielplan-Fahnen. Oder an seine berühmte Replik, es handele sich um „Schrott auf Rädern“, als das Musical Starlight Express 1988 installiert wurde.
Naturgemäß waren auch seine Inszenierungen politische Statements; nicht umsonst war Steckel gerade auch dem Dramatiker Heiner Müller verbunden. Wer denkt da nicht sogleich an seine großartig zwischen Ernst und Burleske austarierte Müller-Inszenierung „Germania Tod in Berlin“? Hochambitioniertes, aber auch trockenes Theater hatte man Steckel damals vorgeworfen. Mit „Germania“ lehrte der Intendant 1988 die Nörgler eines Besseren. Zu Recht wurde diese bilderstarke und sprachwuchtige Inszenierung überregional gefeiert.
Obschon er fast 20 Jahre nicht mehr in Bochum ist, fühlt sich der Ex-Intendant, der heute in Bremen arbeitet, „seinem“ Theater noch immer verbunden. Und meldet sich zu Wort, wenn er es für notwendig erachtet. 2011 protestierte er gegen einen im Theater geplanten Vortrag von Deutsche Bank-Chef Josef Ackermann in der Sascha Hellen-Reihe „Herausforderung Zukunft“: „Ich kann Ihnen versichern, dass ich niemals die Gelegenheit gegeben hätte, eine stockreaktionäre, für jede Zukunft, die den Namen verdient, hoch verderbliche Person wie Herrn Ackermann eine Bühne betreten zu lassen, die der Kunst der Schauspieler und ihrem Bemühen um eine andere Welt vorbehalten ist.“
Steckel war und ist ein Mann klarer Worte, einer, an dem man sich reiben kann. Aber einer von Statur. Eine tiefgründige Künstlerseele mit harscher gesellschaftlicher Regung. Einer, der auch und gerade in Bochum Spuren hinterlassen hat.