Bochum.Bohrmeister Rüdiger Heidberg arbeitete schon in über 40 Ländern.Jetzt lehrt der 60-Jährige an der Hochschule Bochum

In Ghana bohrte er nach Grundwasser, in Kanada nach Diamanten, im Urwald von Borneo nach Öl und nun in Bochum nach Erdwärme. Rüdiger Heidberg, gelernter KFZ-Mechaniker, Bohrmeister und Tiefbohrmeister, hat über 100 Länder gesehen und in mehr als 40 davon gearbeitet. Nun ist er an der Hochschule Bochum für das Geothermiezentrum tätig. Mit seinem Studenten-Team ist der Bohrmeister täglich auf dem hochschuleigenen Gelände zu finden.

„Ich habe viele Länder gesehen und möchte gerne meine praktischen Erfahrungen und mein Fachwissen über die verschiedensten Arten der Bohrtechnik an die Studierenden in Bochum weitergeben. Die Bohrtechnik ist der Grundstock zur Geothermie. Was die Lehrkräfte hier unterrichten, setze ich in die Praxis um und beweise, dass es funktioniert“, erläutert der 60-jährige Heidberg.

„Die Studenten nehmen meine Erfahrungen und Berichte sehr positiv auf. Hier ist eine der wenigen Schulen, die praktischen Unterricht geben. Es macht mir sehr viel Spaß mit jungen Leuten zu arbeiten, das hält mich fit“ so der Bohrmeister.

Mit kleinem Koffer in den Urwald

In den 1970er Jahren fragte sein damaliger Chef ihn, ob er sich eine Arbeit im Ausland vorstellen könne. Heidberg zögerte nicht lange und startete, lediglich mit einem kleinen Koffer ausgestattet, nach Borneo. „Dort habe ich sechs Monate lang mitten im Urwald nach Öl gebohrt. Jeder Tag war anders, ich war unabhängig und habe viel Geld verdient. Davon habe ich mir ein schickes Auto und ein tolles Motorrad gekauft - meine beiden Hobbys“, erinnert er sich.

Nach dem Besuch der Bohrmeisterschule in Celle arbeitete er für verschiedene Bau- und Tiefbohrfirmen auf dem gesamten Globus: Grundwasserbohrungen in Saudi Arabien, Bodenschatzsuche in China, Sanierung einer Hafenmauer in Buenos Aires und Wesertunnelbau in Norddeutschland sind einige der über 50 Projekte, an denen er bisher arbeitete. „Ich habe mir bisher noch nicht ein einziges Mal ein eigenes Flugticket gekauft und mein Koffer ist innerhalb von sieben Minuten gepackt“, so der Bohrmeister, der in fast jeder Sprache Arbeitsanweisungen geben kann und unter anderem Indonesisch und Russisch spricht.

„Jedes Land hat seine Leckereien. Besonders fasziniert haben mich allerdings Argentinien mit seiner Größe und Kultur sowie die Geheimnisse Asiens. Das sind nicht nur andere Länder, es ist eine ganz andere Welt, die mich stets fasziniert und von der man viel lernen kann.“

Während seiner Dienstaufenthalte blieb immer Zeit für private Kurztrips mit dem Auto oder Motorrad: „Ich habe die berühmtesten Straßen gesehen, war auf der Pan American Route, auf der legendären Seidenstraße und auf der Route 66 unterwegs“, erzählt Heidberg, für den das Reisen ein Teil seines Selbst ist: „Der Weg ist das Ziel.“