Bochum. . Nach einer ebenso rätselhaften wie lebensgefährlichen Brandserie in einem Mehrfamilienhaus in Bochum-Hamme im Mai und Juni 2012 ist die Brandstifterin, eine damalige Bewohnerin des Hauses, am Freitag zu vier Jahren Haft verurteilt worden. Im Prozess war sie nach anfänglichem Schweigen geständig.

Vier Wochen lang hatte die 47-jährige Serienbrandstifterin ihre Nachbarn, die Feuerwehr und die Kripo in Atem gehalten. Am Freitag wurde sie vom Landgericht zu vier Jahren Haft verurteilt. Als Motiv gab sie ihre Verärgerung über Unordnung im Haus an.

Die Brandserie in dem Mehrfamilien-Reihenhaus an der Reichsstraße in Bochum-Hamme war bis zur Aufklärung ebenso rätselhaft wie lebensgefährlich. Zwischen dem 11. Mai und 8. Juni musste die Feuerwehr sieben Brände löschen, bei denen sechs Menschen Rauchvergiftungen erlitten. „Eigentlich könnten wir unsere Hydranten und Schläuche gleich vor Ort lassen“, hatte ein Feuerwehrsprecher nach Brand Nr. 6 gesagt.

Der letzte Brand war der schlimmste: Da war eine Wohnung im Obergeschoss völlig zerstört worden. Dort wohnte der Sohn der Täterin. Als der 26-Jährige außer Haus war, öffnete sie mit einem Zweitschlüssel die Wohnungstür und wurde zornig, weil es in den Räumen so unordentlich war „In ihrem Ärger, in dem Chaos entschloss sie sich, ein Zeichen zu setzen“, sagte Richter Dr. Michael Rottkemper. Sie zündete ein Bettlaken an und ging danach einkaufen. Währenddessen entwickelte sich aus einem Schwelbrand ein dramatischer Vollbrand. Das ganze Haus war akut bedroht. Die Feuerwehr löschte auch diesmal alles.

Versteckte Kameras filmten die Täterin

Die vorherigen Brände waren zwar kleiner, aber ebenfalls lebensgefährlich. Vor allem am 22. Mai auf dem teilweise vermüllten Dachboden. Dort hatte die 47-Jährige, eine alleinstehende und arbeitslose Frau, mit ihrem Feuerzeug Papiermüll angezündet. Der Brand wurde von einem Zeugen bemerkt. Als die Feuerwehr anrückte, war ein tragender Dachbalken bereits angeschwärzt. Auch hier hatte die Täterin aus Unmut über den Dreck gehandelt. Sie soll sich für die Ordnung im Haus verantwortlich gefühlt haben, sah sich aber angeblich im Stich gelassen. Auch drei Kellerbrände gab sie zu. Mit den übrigen zwei Bränden im Haus will sie allerdings nichts zu tun haben.

Erwischt worden war sie mit Hilfe kleiner Kameras, die die Kripo in Rauchmelder installiert hatte. Die Aufnahmen bei der letzten Tat haben sie stark belastet.

Frau kann auf einen offenen Vollzug hoffen

Im Prozess war sie erst nach anfänglichem Schweigen geständig. Nach dem Urteil kam sie vorläufig frei. Auflage: Sie muss bei einer Bekannten im Osten Bochums wohnen. Danach kann sie auf einen offenen Vollzug hoffen. Sie ist nicht vorbestraft. Anfangs hatte ihr auch die geschlossene Psychiatrie gedroht. Aber der Prozess ergab, dass sie voll schuldfähig war.

Auch rein menschlich war die Brandserie dramatisch. Zwischenzeitlich hatte die Polizei ihren Sohn festgenommen, weil er in Verdacht geriet. Trotzdem informierte die Mutter die Polizei nicht sofort über die Wahrheit. Auch gegenüber der Presse, die damals mehrfach über die seltsame Brandserie berichtete, gab sie sich völlig arglos. „Richtig Angst“ habe sie, meinte sie. „Ich suche mir eine neue Wohnung. Ich zieh aus.“