Bochum.. Die Stadtwerke Flensburg sind auf Kundenfang in Bochum: mit dem Slogan „Kanzlerkandidaten erstatten wir nur die Fahrtkosten“ - eine Anspielung auf Steinbrücks Rede bei den Stadtwerken, für die der Kanzlerkandidat 25.000 Euro bekam. Die Stadtwerke Bochum nehmen die Aktion locker.
Punkte hat manch ein Bochumer in Flensburg schon, jetzt sollen Bürger unserer Stadt auch ihren Strom aus dem hohen Norden beziehen. Die dortigen Stadtwerke versuchen aus der Affäre der Bochumer Stadtwerke um üppige Rednerhonorare Kapital zu schlagen. „Kanzlerkandidaten erstatten wir nur die Fahrtkosten“, heißt der Slogan, mit dem die Flensburger auf Kundenfang in Bochum sind.
Mit wenig Einsatz viel erreichen
Kanzlerkandidat Peer Steinbrück (SPD) könnte sich mit seinem Rednerhonorar vom Atriumtalk – 25.000 Euro gab es für eine Stunde Plauderei mit Werner Hansch – gleich zweieinhalb Werbekampagnen leisten, wie sie sich die Flensburger jetzt haben einfallen lassen. „Guerilla-Marketing“ laute das Stichwort, sagt Unternehmenssprecher Peer Holdensen: mit wenig Einsatz viel erreichen.
Werbeaktion für Grünen Strom
Holdensen: „Wir wollen ja nicht die Stadtwerke Bochum verärgern oder ihnen gar schaden. Wir wollen auf uns aufmerksam machen.“ 15 Taxen fahren derzeit in Bochum mit dem Werbeaufdruck herum, wenn sie nicht am Hauptbahnhof auf Kunden warten. Die knapp 10.000 Euro teure Kampagne, die „im ersten Schritt“ örtlich begrenzt bleibt, soll bis Ende März dauern.
Im Internet finden Interessierte zudem den Hinweis auf einen Fotowettbewerb mit Gewinnchance. „Wir freuen uns über Fotos unserer Taxen und prämieren alle Einsendungen, die es auf unsere Collage schaffen, mit einer kleinen Überraschung.“ Bislang, das räumt Holdensen ein, ist das Echo auf die Werbeaktion noch verhalten. Es habe einige Kundenkontakte gegeben, „konkrete Zahlen“ über mögliche Vertragsabschlüsse für den Grünen Strom aus Flensburg gebe es aber aktuell noch nicht.
„Höchst unkollegial“
„Pfiffig“ nennt BO-Marketing-Chef Mario Schiefelbein die Aktion. „Ich glaube aber nicht, dass das geschäftlich erfolgreich sein wird, das ist lediglich ein Gag.“ Er selbst habe schon mit vielen Menschen darüber gesprochen und die meisten hätten „laut gelacht“.
Stadtwerke-Chef Bernd Wilmert sieht das natürlich anders. „Höchst unkollegial“ nannte er gegenüber der WAZ die Aktion der Kollegen aus Flensburg, auf die er ohnehin nicht gut zu sprechen ist. Eine beim Bau des Trianel-Kraftwerks in Lünen beteiligte Tochter der Flensburger sei pleite gegangen, was die Energie- und Wasserversorgung Mittleres Ruhrgebiet (EWMR) schätzungsweise rund 500.000 Euro kosten werde.