Nach einer Odyssee durch viele Länder lebt er jetzt in Salzburg: Der aus Leningrad stammende Autor Vladimir Vertlib las auf Einladung der Literarischen Gesellschaft in der Buchhandlung Napp.

In den drei Lebensgeschichten des Buches „Mein erster Mörder" geht es, behutsam dargestellt an einzelnen Lebensläufen, um den Zusammenhang von (jüngerer jüdischer) Geschichte, Politik und Schicksal.

Ein bislang unbescholtener Mann

Der titelgebenden Text handelt von einem bislang unbescholtenen Mann, der wegen Totschlags zu acht Jahren Gefängnis verurteilt wird. Schicht um Schicht wird freigelegt, was der Vater und dessen Rolle im Zeiten Weltkrieg mit der Tat des Sohnes zu tun haben. Vertlib schreibt, wie er vorträgt: ruhig und unaufgeregt. Seinen Figuren nähert er sich jederzeit respektvoll, läßt sie gleichsam sich selbst sein und darstellen, ohne dass er über sie wertet. Zudem zieht sich ein Unterstrom von Versöhnlichkeit durch Vertlibs Texte, so dass über der schicksalhaften Untentrinnbarkeit einer Handlung immer auch ein wenig Milde liegt.

Einblicke in die Schreibwerkstatt

Nach der Lesung gab Vertlib den Zuhörern Einblick in seine Schreibwerkstatt: Seine Prosa habe nicht den Charakter von Schlüsselromamen, bei denen der Leser erkennen solle, diese oder jene Figur sei damit gemeint. Das ergebe auch keinen Sinn, da die Personen ja ohnehin nicht allgemein bekannt seien. Obwohl sich seine Geschichten auf reale Beziehungen gründeten, gehe er mit den Fakten doch unbefangen um, um damit eine größere Plausibilität und literarische Qualität zu erreichen. Die realen Vorbilder seien bislang damit auch stets einverstanden gewesen, hätten sich nicht darüber mokiert, dass er mit ihrer Biographie etwas spielerisch verfahren sei.

Mit namhaften Preisen ausgezeichnet

Der mit verschiedenen namhaften Preisen ausgezeichnete Vladimir Vertlib las mit warmem, österreichischen Zungenschlag und wurde vom Publikum für seinen angenehmen Vortrag und das freundliche Gespräch mit herzlichem Beifall bedacht. Und so konnte Buchhändler Johannes Fischer wiederum mit einer Lesung hochzufrieden sein.