Bochum. Das Filmfestival „Blicke“ beginnt am Donnerstag im Kino Endstation.Im Wettbewerb stehen auch drei Bochumer Produktionen
Die letzte Disco in Wattenscheid, der Erfinder des Aspirins und die Gestapo im Jahre 1942, und ein Experimentalfilm mit Sounds und Bildern aus dem Ruhrgebiet: Das sind die Themen dreier spannender Beiträge aus Bochum zum „Blicke - Filmfestival des Ruhrgebiets“, das morgen, 22. November, im Kino Endstation (Wallbaumweg 108) beginnt (siehe auch Bericht auf der Kulturseite 2 der Mantelausgabe).
Die lange Nacht in Wattenscheid
Neun Diskotheken habe es mal in Wattenscheid gegeben, berichtet der Gastronom Werner Kempin (70) im Kurzfilm „Heaven on Earth“ (Premiere am Samstag, 24. November, im Filmblock ab 21.30 Uhr). Karo Schnelle und Patrick Joswig haben den Streifen in einer Nacht in der letzten Wattenscheider Diskothek „Heaven“ am August-Bebel-Platz gedreht. Verstanden wissen möchten sie die elegant geschnittenen neuneinhalb Minuten nicht als Milieustudie oder historische Kontextualisierung, sondern vielmehr, so die Regisseure, als „zärtliche Momentaufnahme auf Augenhöhe mit den Protagonisten“. Was auf den ersten Blick wie die Abbildung eines „Refugiums in der Vorstadttristesse“ wirke, sei der Versuch, auch mit der eigenen Identität zu spielen, so die aus Wattenscheid stammenden Filmemacher. Zu sehen ist eine Nacht in der Disco, zu Wort kommt Besitzer und Gäste; der Film endet im frühen Sonnenlicht, wenn die letzten Besucher schwer blinzelnd in den Morgen wanken.
Historiendrama in Top-Besetzung
Einem ganz anderen Genre gehört „In Zeiten wie diesen“ (Sonntag, 25. November, 15 Uhr) an. Der toll ausgestattete und mit erster Schauspielhaus-Garnitur (Martin Horn, Michael Schütz, Ronny Miersch) besetzte Film erzählt in knapp 20 Minuten von dem Versuch zwei Gestapo-Offiziere 1942, den Erfinder des Aspirins und Fabrikbesitzer zur Kooperation zu bewegen. Gedreht hat dieses Kurzdrama der Bochumer Journalist und Filmemacher Simon Karsten. „In Zeiten wie diesen“ war u.a. schon auf dem Kurzfilmfestival in Budapest zu sehen.
Experiment mit Klanglandschaft
Zum Genre der experimentellen Doku zählt „ruhrpottromantik“ (Donnerstag, 22. November, 20 Uhr) des 1977 in Bochum geborenen Diplomdesigners Sebastian Daniel. Der achteinhalb-MinutenKurzfilm bediente sich der so genannte „Fake-Tilt-Shift-Technik“, das sind Bilder, die so bearbeitet sind, als seien sie von einer Modelllandschaft aufgenommen. Er beobachtete über Monate die Infrastruktur und das öffentliche Leben des Ruhrgebiets. Die urbanen Geräusche des Ruhrgebiets wurden hierbei aufgezeichnet und zu abstrakten Klanglandschaften komponiert. Ein faszinierender Experimentalfilm, der einen der vielen interessanten -Festival„Blicke“ wirft.