Bochum. . Ein trister Novembermorgen in Bochum. Leere Straßen. Heruntergelassene Rollläden. Die Stadt dämmert noch vor sich hin. Die ganze Stadt? Nein! Tief im Süden ist an diesem Sonntag Rosenmontag. Im Haus Linden regieren die Jecken. Es ist bunt. Es ist eng. Es ist der Elfte im Elften. Die Karnevalisten läuten die fünfte Jahreszeit ein.

„Man tau!“, tönt es aus dem rappelvollen Saal der Traditionskneipe. Am Samstagabend hatte die Kolpingsfamilie Linden hier vorzeitig die Session eröffnet. Die Dekoration blieb über Nacht hängen. Am Sonntagvormittag übernimmt der Festausschuss Bochumer Karneval das Kommando.

Pünktlich um elf nach elf bläst die Ruhrlandbühne den Narren den Marsch. Mancher fasst sich an den Brummschädel: Die Nacht war kurz. Auch für Prinz Stefan II. Der am Vorabend gekürte Lindener Kolpingprinz begrüßt als erste Amtshandlung die rund 200 Mitglieder der heimischen Karnevalsvereine sowie Vertreter der Stadt (Bürgermeisterinnen Gabi Schäfer und Erika Stahl) und Politik (SPD-Bundestagsabgeordneter Axel Schäfer).

Erster Auftritt für „Stadtgarde“

Allen wohnt die Vorfreude auf die tollen Tage 2013 inne. „Heute feiern wir. Dann beginnt die Weihnachtszeit. Danach geht’s richtig los“, gibt Festausschuss-Präsident Bernd Lohof den Fahrplan vor. Erstmals auf der Bühne: die neue „Stadtgarde“ des Festausschusses – 15 Mädchen und Jungen aus verschiedenen Vereinen, die als Tanzformation glänzen.

Tanz, Gesang, Büttenreden: Mitten im Herbst stimmen sich die Besucher auf die Session ein. Die ist kurz. Schon am 13. Februar ist Aschermittwoch – und bekanntlich alles vorbei. Ein karnevalistischer Quickie, der vor allem dem Dreigestirn bei seiner Zugabe ein hartes Stück Arbeit abverlangt. Binnen weniger Wochen müssen Prinz Jochen (Sieberin), Bauer Pascal (Lohof) und die neue Jungfrau Johanna (Jura-Student Jannis Fischer) mit ihren Adjutantinnen Nicki, Martina, Marie und Carola knapp 100 Auftritte bewältigen.

Neue Orden werden verliehen

Ein Heimspiel gibt’s am 1. und 2. Februar, wenn die Zwerge von Christ König zum „Zwergenkarneval“ bitten. Der Vorverkauf startet am Samstag, 17. November, um 15 Uhr im Pater-Romanus-Stift.

Mit Spannung wurden die neuen Orden erwartet, die das Dreigestirn erstmals verlieh. Sie zeigen Bochum inmitten des vereinten Europas. „Die Idee hatten wir vor der Verleihung des Friedensnobelpreises“, betont Bernd Lohof.

Der Bochumer Karneval lebt – muss sich im Vergleich mit den närrischen Hochburgen an Rhein und Ruhr aber mit einem Nischendasein begnügen.

Wie halten es unsere Leser mit dem jecken Brauchtum? Können Sie der Narretei etwas abgewinnen? Stürzen Sie sich an den tollen Tagen in den Trubel (etwa in Linden)? Oder können Sie mit dem „Frohsinn nach Terminplan“ so gar nichts anfangen?

Wir freuen uns zum Sessionsstart auf Ihre Zuschriften: per Post (WAZ-Redaktion, Huestraße 25 in 44787 Bochum) oder E-Mail an redaktion.bochum@waz.de