Bochum. Ein „Geschichtspfad“ im Westring dokumentiert die Vergangenheit des Bochumer Vereins. Mit multimedialen Anwendungen werden auch Techniken der Neuzeit verwendet.
„Endlich.“ Aufmerksam studiert Hans-Hermann Oeler die Informationstafel oberhalb der Jahrhunderthalle. Über 30 Jahre war der Betriebsdirektor beim Bochumer Verein beschäftigt. Dass die Historie, dass die Produktion des Hüttenwerkes in Wort und Bild aufbereitet worden ist, erfüllt den 84-Jährigen mit Stolz und Freude: „Endlich.“
Westpark, Jahrhunderthalle: Viele jüngere Bochumer und ihre Besucher kennen die Grünanlagen und die einzigartige Veranstaltungshalle nur als Naherholungsgebiet und Schauplatz von Konzerten und Events. Höchste Zeit, die Geschichte des für Bochum damals wie heute wegweisenden Areals für jedermann sichtbar zu machen, dachte sich Andreas Kuchajda, als Chef der Bochumer Veranstaltungs-GmbH Hausherr der Traditionsstätte.
Fotos aus Stadt- und Krupp-Archiv
Mit dem Regionalverband Ruhr war er sich schnell einig: Benötigt wird eine „Route der Industriekultur“ im Kleinen; ein Pfad, der die Stationen der einstigen Herzkammer der Stahl- und Eisenwirtschaft erleb- und erfahrbar macht. Expertenrat lieferten Ex-Direktor Oeler und Historiker Dr. Dietmar Bleidick. Die historischen Aufnahmen stammen von der Stadt Bochum und dem ThyssenKrupp-Archiv.
Das Ergebnis wurde in dieser Woche vorgestellt. Acht bebilderte Tafeln informieren über den 1854 gegründeten Montankonzern Bochumer Verein, zu dem mehrere Stahlwerke und Zechen gehörten und der zeitweise über 20 000 Menschen beschäftigte. Wo immer möglich, wurden die Tafeln unmittelbar an den früheren Werkstätten aufgestellt. Im Mittelpunkt: die Jahrhunderthalle, die 1902 für die Düsseldorfer Industrie- und Gewerbeausstellung gebaut und anschließend als Gaskraftzentrale für die Hochöfen des Bochumer Vereins wiederverwendet wurde.
Wie einst in der Industriekathedrale malocht wurde, verdeutlicht ein spannender 10-Minuten-Film. WDR-Moderatorin Catherine Vogel („Aktuelle Stunde“) nimmt die Zuschauer mit auf eine Zeitreise in die Bochumer Industriegeschichte. Disney-würdig ist die Animation, die die mächtigen Maschinen in Aktion zeigen.
„So war’s damals wirklich. Faszinierend, das noch einmal fast lebensecht zu sehen“, zollt Hans-Hermann Oeler dem Film wie auch den Informationstafeln höchstes Lob. Er weiß: „Nicht mehr lange, dann sind die letzten Stahlwerker der damaligen Epoche nicht mehr unter uns. Deshalb ist es so wichtig, für die Jüngeren die Vergangenheit zu dokumentiert. Es ist doch großartig, was hier entstanden ist.“
Die acht Info-Tafeln im Westpark sind mit QR-Codes versehen. Mit dem Smartphone können englischsprachige Versionen der Texte abgerufen werden. Künftig sollen auch Filme und Bilder eingespeist werden.
Der Film über die Geschichte des Bochumer Vereins mit der Animation der Gaskraftzentrale ist auf www.jahrhunderthalle-bochum.de zu sehen.
Unter dieser Adresse hält die bovg auch weitere interessante Beiträge über die Geschichte des einstigen Hüttenwerks bereit.
Ab diesem Wochenende ist die Jahrhunderthalle Schauplatz des Urbanatix-Festivals.