Rentner unter Wechselstrom

„Habta schon gehööat? Der Hoast Koslowski hat sich verliebt - inne Johanna“, mit dieser brandheißen Neuigkeit startete Herbert Knebel am Samstag in zwei illustre Stunden. Vor ausverkauften Ruhr-Congress thematisierte er im feinsten Ruhrpott-Slang das Tabuthema „Liebe im Alter“ und ließ zu rockigen Beats die Hüften kreisen: Je oller, je doller eben.

Schirmmütze, dicke Hornbrille, Hosenträger und unbeholfen wirkende steife Bewegungen: Das ist die typische Optik von Herbert Knebel. Gepaart mit seinem akustischen Markenzeichen, einem unverwechselbaren überzogenen Ruhrgebiets-Dialekt, der keine grammatischen Regeln kennt und Fremdworte in völlig anderen Zusammenhang bringt, brachte er am Samstag 3000 Zuschauer zum Fußstampfen und wilden Klatschen. Zwei Zugaben mussten her. Kein Wunder, denn das Publikum bekam alles, was es von einer Show von Herbert erwarten konnte - und noch ein bisschen mehr.

Er erzählte amüsante Geschichten von seiner Ehefrau Guste („die is'n Üniküm“), der Stellplatzsuche im Parkhaus („Betonscheiß, der nach Pippi müffeld und dann sollste auch noch Geld zahlen“) und von den wilden Jugendjahren als Anführer der Kleinen Strolche („Als Blagen ham wa auch Schellemännchen gemacht, bis auf mich ein Kopfgeld von fünf Salinos und einer Leckmuschel ausgesetzt wa“).

Doch auch gesellschaftliche Randphänomene wie Geschlechtsumwandlungen wurden ausdiskutiert: „Die lassen sich den feuchten Quast wegoperieren, damit se nich mehr unter Wechselstrom stehn“. Außer mit seinen Anekdoten mit Lokalkolorit überzeugte Knebel mit seinen Rockstarqualitäten. Zusammen mit den Musikern Martin Breuer (Ernst Pichel), Detlef Hinze (der Trainer) und Georg Goebel-Jackobi (Ozzy Ostermann) rockte der rüstige Rentner die Bühne. Dabei war er vor nix fies. Bei den Gitarrenriffs von „Rentner Love“ schwang er die Hüften, nahm den Mikrofonständer in die Hand und warf damit seinen Oberkörper profimäßig nach vorn. Eine rauchige, röhrende Stimme gab er hingegen beim „Käsemauken-Blues“ zum Besten. Die Melodien waren von bekannten Formationen wie den Beatles und Simon & Garfunkel geklaut, aber hochklassisch am Schlagzeug sowie am „Eierschneider“, also Gitarre, performt und natürlich textlich um einiges ausgefeilter. Ganz Knebel eben.