Bochum. .

„Japanologie? Was macht man denn damit?“ Diese leidliche Frage kennen die Studenten des Lehrstuhls für Geschichte Japans an der RUB nur zu gut. Dabei ist das Aufgabenfeld der Japanhistoriker breit gefächert. Praktische Arbeitserfahrungen durften drei der angehenden RUB-Japanologen jetzt im Museumsbetrieb sammeln. Als Kuratoren betreuten sie die Ausstellung „Bildrollen und Manga“ des Deutschen Museums für Karikatur und Zeichenkunst in Hannover.

In nur sechs Monaten erarbeiteten Nina Holzschneider, Arne Krauß und Pierre Kemper gemeinsam mit dem Museumsteam das gesamte Ausstellungskonzept. Unter den Titel „Bildrollen und Manga“ fallen aber nicht nur die vor allem bei Jugendlichen populären japanischen Comics. Schwerpunkte der Ausstellung liegen vielmehr auch auf Grafiken und Farbholzschnitten berühmter Meister wie Hokusai sowie auf der in Europa bislang weniger bekannten Geschichte der politischen Karikaturen Japans.

Nachwuchskuratoren durften Exponate mit aussuchen

„Die Exponate durften wir selber mit aussuchen“, erzählt Bachelorstudent Arne Krauß. Sie stammen zu großem Teil aus einer Bamberger Privatsammlung. Aber auch japanische Geschichtsmuseen und eine Bildrolle aus dem Besitz des Siebold-Archivs der RUB sind in der Ausstellung zu sehen. „Es ist großartig, so viel Mitspracherecht zu bekommen und in solchen Archiven suchen zu dürfen“, freuen sich die drei Nachwuchskuratoren. Während der Arbeit konnten sie darüber hinaus ihr gesammeltes Fachwissen anwenden. „Wir haben die Begleittexte zur Ausstellung geschrieben und die einzelnen Exponate in den Kontext der japanischen Geschichte eingeordnet“, erklärt Nina Holzschneider.

Das Verfassen der Texte stellte die Master-Studentin mitunter auch vor Herausforderungen: „Komplizierte Zusammenhänge und Kriege mussten für die Besucher möglichst kurz und prägnant beschrieben werden“, sagt Holzschneider. „Und gerade wenn es um Kriegsverbrechen geht, muss man dabei immer auch die politische Situation der Gegenwart mit berücksichtigen - vor allem auch den Streit um die Senkaku-Inseln.“ Besonderes Feingefühl etwa bedurfte es besonders bei politischen Karikaturen, Kriegsholzschnitten oder auch dem Comic „Barfuß durch Hiroshima“, dessen Zeichner Keiji Nakazawa sich autobiografisch mit dem Atombombenabwurf und dem Zweiten Weltkrieg auseinandersetzt.

„Es war natürlich anstrengend, aber am Ende war ich total stolz, als ich das Resultat gesehen habe“, resümmiert Pierre Kemper. Auf die Frage, was man denn mit einem Japanologiestudium machen könne, hat er spätestens jetzt eine gute Antwort parat: „Ich habe eine erfolgreiche Ausstellung mit auf die Beine gestellt.“

  • Die Ausstellung „Bildrollen und Manga“ lockte im ersten Monat bereits mehr als 5000 Besucher ins Deutsche Museum für Karikatur und Zeichenkunst (Wilhelm Busch Museum) in Hannover. Sie läuft noch bis zum 6. Januar 2013.
  • Informationen zum Studiengang Japanologie gibt es unter: www.ruhr-uni-bochum.de/gj