Bochum.Kunststiftung NRW vergibt ihren Nam-June-Paik-Award an der Kortumstraße
Nicht von ungefähr empfindet es Museumsdirektor Hans Günter Golinski als „Auszeichnung“ im doppelten Sinne: Alle zwei Jahre schreibt die Kunststiftung NRW ihren Medienkunstpreis Nam-June-Paik-Award aus – und in diesem Jahr vergibt sie ihn im Museum Bochum. Dort sind ab heute die Arbeiten der sieben Kandidaten ausgestellt, bis zum 13. Januar 2013.
„An diesem Ort werden Dialoge gestiftet, das Engagement, das hier gelebt wird, ist unverzichtbar“, sagt Ursula Sinnreich von der Kunststiftung NRW mit Blick auf die vergangenen Spardiskussionen ums Museum: „Für die Präsentation und Vermittlung von moderner, aktueller Kunst ist dies ein über die Maßen aktives Haus.“
Wer und wie mit wem?
Eine internationale Vorauswahl-Jury, der auch Museumsdirektor Golinski angehört, hat die sieben Kandidaten bestimmt. Und heute Abend entscheiden die Experten Ori Dessau (Tel Aviv Museum of Art), Manu Park (Nam June Paik Art Center bei Seoul) sowie Eva Schmidt (Museum für Gegenwartskunst Siegen), wer den mit 25 000 dotierten Preis erhält, der nach dem bekanntesten Medienkünstler der Welt benannt ist.
Bei vier der ausgestellten Medienkunst-Werken haben die Besucher die Möglichkeit, selbst etwas zu beeinflussen. Da ist zum einen der Teppich von Cevdet Erek (Istanbul), über dessen Velours man mit den Händen streichen soll, damit sich ein Gefühl von Meer einstellt. Da ist zum anderen Carlos Fadon Vicentes (Sao Paulo) mausklickgeführte Bildschirmwanderung durch sehr eigenwillige Bildwelten. Bei der Klanginstallation von Florian Hecker (Kissing/Wien) bestimmen Besucher durch Herumwandern, welche der irritierenden Klänge sie bevorzugt wahrnehmen. Und auch bei der bildschönen Bildschirm-Landkarte, die Burak Arikan (New York/Istanbul) von der türkischen Kunstszene entworfen hat (welcher Sammler sammelt welche Künstler, wer ist wie mit wem verflochten?) lassen sich mit einer Fingerberührung die Schwerpunkte und Perspektive verändern.
Archiv-Performance
Bei Gisela Motta und Leando Lima (Sao Paulo) flackert, zittern, zappeln Landschaften an uns vorbei, bei Nomeda und Gedimina Urbonas (Vilnius) haben wir es mit einer Art Archiv-Performance zum Verhältnis zwischen Frau und Staat zu tun, das ständig fortgeschrieben wird, während Thomas Köner (Nizza/Belgrad) auf die Magie des klassischen Videos vertraut – ganz zurecht, in seine zeitlupengestreckte U-Bahn-Fahrt in Tokio kann man sich regelrecht hineinfallen lassen.