Bochum. .

Zwei künstlerische Positionen, die sich darin ähneln, dass ihre Urheber über eine starke, expressive „Handschrift“ verfügen, sind derzeit in der Galerie Januar und im Kunstraum Unten zu sehen.

Bei Januar in Langendreer ist Jan Rischke zu sehen mit der Schau „Grace under Pressure“ (etwa: Anmut unter Druck). Rischke wurde 1984 in München geboren, er studiert Malerei an der Kunstakademie Münster in der Klasse von Prof. Michael von Ofen. Schon der Titel weist darauf hin, dass in seinen kontrastreich-farbigen Gemälden Schichten übereinander liegen. Zuunterst liegt oft wilde, durchaus gegenständliche Malerei, die dann in expressiven Malakten unter „Schichtungen“ (so der Künstler) verschwinden.

Bei näherer Betrachtung (speziell auch in Hinsicht auf die Distanz des Betrachters zum Bild) fällt auf, dass die oft knalligen, monochrom erscheinenden Farbflächen weniger deckend aufgetragen sind als es zunächst scheint. Der künstlerische Akt eines bewussten Verschleierns ist den Bildern somit sehr sichtbar eingeschrieben. Diese Übermalungen sind für den Maler, nach dessen Angaben, nie ganz abgeschlossen, oft füge er Flächen oder Pinselstriche noch nach längerer Zeit hinzu, so Risch. So könne es sein, dass die heute ausgestellten Arbeiten irgendwann noch weiter übermalt werden und teilweise noch erkennbare gegenständliche Malerei weiter verunklärt wird.

Studium in Kyoto

Im Kunstraum Unten, in der Zwischenebene des U-Bahnhofs „Schauspielhaus“, wird der japanischen Künstlers Masakazu Kondo gezeigt. 1980 in Osaka geboren, begann er nach einem Designstudium an der Hochschule für Kunst und Design Kyoto, sein Studium 2005 an der Kunstakademie Münster. 2009 wurde er Meisterschüler bei der bekannten Künstlerin Katharina Fritsch und wechselte 2010 an die Kunstakademie Düsseldorf, wo er 2012 seinen Abschluss machte und heute lebt.

Zu sehen sind von ihm Tondi, kreisrunde Bildwerke, wie sie besonders in der italienischen Kunst des 15. und 16. Jahrhunderts beliebt waren. Darin befinden sich zuweilen hochrealistische Zeichnungen von symbolisch und kunstgeschichtlich aufgeladenen Tieren, die in naturforscherlicher Präzision gezeichnet sind. Kondo hat sie in monatelanger Arbeit mit dem Kugelschreiber (!) erstellt. Zeichnerische Richtigkeit und Detailgetreue eifern darin aber nicht einer realistischen Ikonografie nach, sondern sollen die Aufmerksamkeit auf den Blick des Künstlers lenken. Und darüber hinaus auf die Befindlichkeit des Produzierenden.

In der werkimpliziten Herauskehrung des Maler-Individuums überschneiden sich letztlich diese beiden hochinteressanten Positionen.