Bochum. .

Auf die Spur der inneren Uhr und die Auswirkungen von Schichtarbeit auf die Arbeiter haben sich Wissenschaftler der Münchener Ludwig-Maximilians-Universität in Bochum begeben. Dazu stellten 116 Mitarbeiter des Elektrobandherstellers Thyssen-Krupp Electrical Steel über fünf Monate ihre Arbeitsschichten um. Dabei spielte eine wesentliche Rolle, ob die Mitarbeiter eher ein „Lerche-Typ“ oder ein „Eulen-Typ“ sind.

Prof. Till Roenneberg und Dr. Céline Vetter untersuchen die Chronobiologie des Menschen, also das Zusammenspiel zwischen zeitlicher Organisation und Verhalten. „Mitarbeiter der Adjustage des Bochumer Werks haben an dem Projekt teilgenommen und dabei geholfen, wichtige Erkenntnisse für die Organisation von Schichtarbeit zu gewinnen“, wertete Thyssen-Krupp-Steel-Europe Personalvorstand, Dieter Kroll.

Ergebnisse im Frühjahr

Für das Projekt haben die Stahlwerker zunächst Fragebögen ausgefüllt. Die Mitarbeiter wurden dann in neue – möglichst ihrem „Chronotyp“ (etwa Lerche) entsprechende Schichten eingeteilt. Zu bestimmten Zeiten haben sie spezielle Messgeräte zur Ermittlung ihrer Aktivität getragen. Zusätzlich, so Thyssen-Krupp, führten die Teilnehmer ein Schlaftagebuch. Danach ging es im gewohnten Schichtrhythmus weiter. Wie Thyssen-Krupp auf Anfrage der WAZ mitteilt, werden die Ergebnisse derzeit in München ausgewertet, Ergebnisse sollen im Frühjahr nächsten Jahres vorliegen.

Es wäre im Idealfall wünschenswert, so sind sich die Wissenschaftler mit Personalvorstand Kroll einig, dass in der Zukunft die individuelle biologische Uhr – der Chronotyp – bei der Einteilung von Schichten berücksichtigt werden könnte. Was passiert, wenn die biologische und die soziale Uhr nicht übereinstimmen, erklärt Roenneberg: „Schlafmangel sowie Schlaf außerhalb des individuellen Schlaffensters kann verschiedene negative Effekte für die Gesundheit eines Menschen haben.“ So sei man etwa anfälliger für organische Erkrankungen, Übergewicht und könnte möglicherweise häufiger zu Nikotin oder Alkohol greifen.

Ein Projekt mit200 Krankenschwestern

Gerade gestartet wird am Bochumer Institut für Prävention und Arbeitsmedizin der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IPA) ein Projekt mit ganz ähnlicher Zielsetzung. „Uns geht es konkret darum, die gesundheitlichen Effekte von Schichtarbeit auf Frauen zu identifizieren“, so die Koordinatorin Dr. Sylvia Rabstein. Bei diesem Projekt werden 200 Krankenschwestern beobachtet, die im Nachtdienst des Bergmannsheils arbeiten. Über zwei Jahre angelegt ist das Vorhaben, die einzelne Schwester muss jedoch nur zwei Wochen teilnehmen. Unter anderem werden Schlafverhalten, hormonelle Faktoren und Stoffwechselprodukte im Urin untersucht. Außerdem finden spezielle Lichtmessungen statt, um die Auswirkungen des Lichts auf den Organismus zu untersuchen.

Auch Opel hat in Bochum versucht, die Folgen der Arbeit am Fertigungsband auf die Mitarbeiter zu untersuchen. Beim vom Bundesarbeitsministerium geförderten „Pfiff-Projekt“ ging es um den Einfluss von Arbeitsbedingungen auf die geistige Leistungsfähigkeit.