Bochum.Jan Lauwers & Needcompany bespielen ab Freitag, 7. September die Jahrhunderthalle mit einem die Sparten übergreifendem Spektakel. Marketplace 76 heißt die Uraufführung.
Seit einigen Jahren sind sie Dauergäste im Wiener Burgtheater. Daneben feiern sie seit jahrzehnten Erfolge bei europäischen Festivals. Ab Freitag gastiert Jan Lauwers & Needcompany in der Jahrhunderthalle, die Urraufführung von „Marketplace 76“ verspricht, ein Theaterereignis zu werden.
Jan Lauwers ist ein charismatischer Typ, der, wenn er über seine Kunst spricht, pure Konzentration ausstrahlt. Präzise, unironisch, schnörkellos berichtet er über seine Arbeit. „Ich bin ein Geschichtenerzähler“, sagt er, „als Schreiber, als Regisseur und als Darsteller“. Oder, ebenso knackig formuliert: „Eine Performance ist einmalig, Theater findet öfter statt. Unser Theater ermöglicht an jedem Abend Performance“.
International besetzte Truppe
Das liegt an der besonderen Arbeitsweise der Company. Die international besetzte Truppe bewegt sich auf der Grenze zwischen Theater, Tanz, Musik, Performance und bildender Kunst. Lauwers schreibt einen Text, gibt diesen an die Komponisten weiter, die etwas mit den Tänzern gemeinsam entwickeln, was wiederum vom Regisseur Leuwers genutzt wird. Hört sich an, wie ein vernetzter Gesamtkunstwerkstraum, hat aber schon so oft gut geklappt, dass die Truppe bereits seit den 1980er Jahren einen herausragenden Ruf besitzt.
„Marketplace 76“ hat Lauwers zusammen mit den drei Komponisten Rombout Willems, Maarten Seghers und Hans Petter Dahl geschrieben. Dahl und Seghers sind dabei auf der Bühne mit dabei, genauso wie der Regisseur selber. Gemeinsam mit 10 weiteren Künstlern tanzen, spielen, musizieren sie, in drei Sprachen - englisch, französisch und koreanisch, darüber deutsche Übertitel - und das über drei Stunden. Versprochen ist eine rauschende, epische Erzählung über ein Dorf, dem ein Unglück zustößt, das wiederum die Türen zu den dunklen Bereichen des menschlichen Zusammenlebens aufstößt. Diese würden dann abgeglichen mit ekstatischen Zuständen wie Liebe, Glück und Feundschaft.
Eine positive Antwort auf „Dogville“
Fragt man Lauwers nach Einflüßen, so nennt er vor allem die skandinavischen Dogma-Filme. „Im reinen Theaterbereich fällt mir nichts ein“, gesteht er. Am Wiener Burgtheater hat er unter anderen mit Thomas Vinterberg zusammengearbeitet, dem Regisseur von „Das Fest“. In dieser Verwandtschaft verortet er auch „Marketplace 76“: „Es ist so etwas wie die positive Antwort auf ‘Dogville“ von Lars von Trier“, sagt er. „Dogville“ ist ein in minimalistischer Theaterdekoration in einer Fabrik 2003 gedrehter düsterer Spielfilm von Lars von Trier über eine (von Nicole Kidman gespielte) Frau, die in einer Dorfgemeinschaft erniedrigt wird.
Lauwers Konzentration weicht einer minimalistischen Form von Begeisterung nur einmal., als es um den Raum geht: „Die Jahrhunderthalle gibt uns Energie. Hier gehen wir einen Schritt weiter. Wir werden am Freitag explodieren“, sagt er. Die Energie ist in Jan Lauwers spürbar, die Premiere kann kommen.