Bochum. .

Fast jeder zehnte sozialversicherungspflichtiger Arbeitsplatz in Bochum geht auf die sechs Hochschulen zurück. Und: Allein im Jahr 2010 sorgten die Hochschulen für Ausgaben über 921 Millionen Euro. Unmittelbar etwa für Neubauten, Sanierung oder für die Gehälter der 6300 Hochschulmitarbeiter. Mittelbar nicht zuletzt durch die 43.000 Studierenden, die auch im Bermuda-Dreieck Geld lassen. Von der Summe blieben 386 Millionen Euro in Bochum „hängen“, der Rest floss in die Region.

Mit diesen Zahlen wurde in einer neuen Studie der Stellenwert des „Wirtschaftsfaktors Hochschule“ für Bochum unterfüttert. Es war die Industrie- und Handelskammer Mittleres Ruhrgebiet mit Sitz in Bochum, die sich die Sache rund 50.000 Euro kosten ließ, um zu klären, in welchem Ausmaß die Ruhr-Universität und die fünf Fachhochschulen die Wirtschaft in Bochum und in der Region ankurbeln.

"Wir haben das Potenzial"

Prof. Bernd Kriegesmann und sein Kollege Matthias Böttcher vom Institut für angewandte Innovationsforschung an der Ruhr-Uni gingen ans Werk. Erstmals wurden im Ruhrgebiet die wirtschaftlichen Effekte von Hochschulen für den Standort nachgewiesen.

„Bochum ist viel zu bescheiden“, sagte Institutschef Kriegesmann bei der IHK in Gegenwart von OB Dr. Ottilie Scholz. „Denn wir sind eine eigenständige unglaublich starke Stadt. Wir haben das Potenzial.“ Doch bei allen Stärken, die bei der Untersuchung zutage traten, stieß der Professor auch auf ein schmerzliches Defizit: „Wir brauchen außeruniversitäre Forschungseinrichtungen.“ Etwa vom Schlage der Max-Planck- oder Fraunhofer-Institute. Da sehe es noch mau aus, obwohl Bochum immerhin „der siebtgrößte Hochschulstandort in Deutschland und Nummer drei in Nordrhein-Westfalen“ sei.

Elektrofahrzeug der Hochschule in Bochum fertigen lassen

Bei den Gesamtausgaben ist die Ruhr-Uni das Flaggschiff: Über 88 Prozent der Personal-, Sachkosten und Investitionen entfallen auf sie. „Diese Zahlen verdeutlichen, dass die Hochschulen der Stadt und der Region wirtschaftlich gut tun“, bekräftigte RUB-Rektor Prof. Elmar Weiler. Sein Amtskollege Prof. Martin Stern von der Hochschule Bochum plädierte dafür, dass man das an seiner Hochschule entwickelte Elektrofahrzeug, einen kleinen Transporter, in Bochum auch fertigen lassen wolle, um Arbeitsplätze zu schaffen.

Das Gründerpotenzial, so die Studie weiter, ist in Bochum noch längst nicht ausgeschöpft: Der relevante Bereich der Spitzentechnologie sei bisher gerade einmal mit schmalen 0,7 Prozent vertreten. Vor diesem Hintergrund erhofft man sich frische Impulse von einem Gründercampus Ruhr, in dem zunächst die Ruhr-Universität und die Hochschule Bochum Unternehmensgründungen initiieren und begleiten.

„Die Hochschulen müssen stärker in der Innenstadt, dort wo das Herz der Stadt schlägt, erkennbar sein“, forderte IHK-Hauptgeschäftsführer Helmut Diegel. „Und wir müssen dafür sorgen, dass mehr Studenten nicht nur in dieser Stadt studieren, sondern auch hier leben und nach dem Studium hier arbeiten.“ Nicht zuletzt gelte es, die Vermarktung des Wissenschaftsstandortes zu verstärken. Diegel: „Da ist viel mehr drin!“