Bochum.Schulleiter Dr. Heinrich Brinkmöller-Becker vom Ottilie-Schoenewald-Kolleg fotografiert Jazz-Musiker in der Region. Jetzt sind seine Bilder sogar in einer Ausstellung zu sehen.

„Ich bin ein Zwilling und ein Workaholic“, sagt Dr. Heinrich Brinkmöller-Becker. Der Direktor des Ottilie-Schoenewald-Weiterbildungskollegs meint damit, dass mehrere Seelen in seiner Brust wohnen. Mit einiger Leidenschaft ist er Schuldirektor, das seit zwanzig Jahren, die letzten acht davon in Bochum. Eine andere treibt ihn oft nach Dienst in die Clubs, dorthin, wo dem Jazz und der improvisierten Musik gehuldigt wird. Dort fotografiert Brinkmöller-Becker Musiker. Seine Fotografien werden nun in Herne ausgestellt.

Immer mit der legendären Leica

In seinem Büro hängen neben zwei Leihgaben des Museums auch drei Schwarz-Weiß-Fotografien aus eigener Produktion. Er habe schon immer fotografiert, erzählt der promovierte Medienwissenschaftler, der seit 1971 in Bochum lebt und sein Studium an der Ruhr-Universität abgeschlossen hat. Doch irgendwann habe er seine Leica verkauft und eine Pause gemacht. Vor fünf Jahren war dann die Digitaltechnik soweit, dass Brinkmöller-Becker wieder eingestiegen ist in sein Hobby. Natürlich wieder mit der legendären Leica - nur in der neuesten technischen Ausführung. „Die Möglichkeiten der Bearbeitung sind riesig, besser als damals in der Dunkelkammer“.

Seither geht er in den Jazzclubs der Region auf die Jagd. Es geht um den Moment, meint er, wie bei der klassischen Street-Fotografie, um Menschen in Aktion. „Mich interessiert der Moment, wenn genau dieser Musiker, genau mit diesem Instrument etwas macht, das Spontane daran“, gibt er zu Protokoll. Oft hänge das gute Bild auch mit dem Zufall zusammen, mit einem herumhängenden Mikrofon etwa oder dem Ort, von dem aus man fotografieren kann. In dieser Hinsicht ist Brinkmöller-Becker oft trickreich. Als Nicht-Profi ist es gelegentlich schwierig mit Akkreditierungen. „Ich mogel’ mich dann manchmal dazu: beim Filmfestival in Locarno habe ich so Harry Belafonte aus nächster Nähe fotografieren können“, sagt er.

Die Jazz-Szene im Ruhrgebiet hält er für äußerst vital. Das Domicil in Dortmund habe einen weltweiten Ruf, doch auch die Spielstätten in Bochum seinen hochkarätig. Brinkmöller-Becker fotografiert entsprechend im Kulturhaus Thealozzi beim Tatort Jazz - „da wird tolle Arbeit gemacht“, meint er und auch bei den Improvisationsabenden, die Martin Blume regelmäßig im Museum veranstaltet - „das wird von viel zu wenig Publikum wahrgenommen“, findet er.

Blue Note Label stand Pate

Ästhetisch ist Brinkmöller-Becker stark von Blue-Note-Records-Mitbegründer Francis Wolff beeinflusst. Der trug mit seinen unverkennbaren Jazz-Fotografien und dem berühmten Cover-Layout der Langspielplatten von Blue Note wesentlich zur Dokumentation und Ikonographie des Jazz und seiner bekanntesten Vertreter bei.

Die kontrastreichen Schwarz-weiß-Fotos der Ausstellung verstünden sich ein wenig als bescheidene Hommage an diesen „Promoter“ von Jazz durch Fotografie, schreibt der Hobby-Saxofonist Brinkmöller-Becker in der Ankündigung. In Zukunft plant der schulleitend eigentlich vollbeschäftigte Lehrer für Deutsch, Französisch und Psychologie auch noch, seine Fotografien aus einer Saxofon-Manufaktur auszustellen.

Info:

„Der Pott schwingt… - Jazz und improvisierte Musik im Ruhrgebiet“, 5. September – 17. Oktober in der „Alten Druckerei 1926“ in Herne, Bebelstraße 18; Mo-Fr 9.30 - 18.30.Sa 9.30 – 15 Uhr Eintritt frei.

Zur Vernissage am Mittwoch, 5. September, 19 Uhr spielt der Jazz-Pianist Sven Bergmann (Wunderbar Records).