Bochum. Beim 3. Bochumer Büchermarkt boten über 100 private Händler gebrauchte Bücher an. Die Interessengemeinschaft Boulevard ist „absolut glücklich und zufrieden“ über die große Resonanz.

Das gute alte Postleitzahlenbuch, alphabetisch geordnet, gut erhaltene Marx-Werkausgaben und einige alte Playboy-Hefte waren hier auch in einigen Angebotskisten zu finden. Doch vor allem standen bei der 3. Bochumer Bücherbörse Belletristik und Sachbücher mit populären Inhalten bereit. Über 100 Teilnehmer offerierten an ihren kunterbunten Ständen Gedrucktes aus Privatbesitz, darunter unzählige Krimis, Liebesromane und Sachbücher. Sie wechselten für zumeist kleines Geld den Besitzer.

„Was kosten die Erich-Mühsam-Tagebücher?“ - „Einzfünfzig.“ - „Hmm.“ - „Achnee, is’ ja etwas ‘mühsam’, einen Euro!“ - „Abgemacht“. Das Plaudern, die persönliche Empfehlung, das Verhandeln stehen immer im Mittelpunkt des Geschehens bei solchen Veranstaltungen. Vor kaum einem Kaufanreiz schrecken die Standinhaber zurück.

Ganze Familien verkaufen

Offensiv wirbt etwa ein Stand mit einem Schild: „Seien Sie großzügig. Helfen Sie mir, den England-Aufenthalt meines Sohnes zu finanzieren.“ Wer kann da noch auf den Erwerb eines Agatha-Christie-Krimis verzichten?

Meist sitzen ganze Familien hinter den Bücherbergen, trinken Kaffee aus der Kanne, verspeisen Kniften und unterhalten sich mit der Kundschaft über die Literatur. Familiäre Atmosphäre, ein kultivierter, leiser Basar für Bücherfreunde. Ob das mit dem E-Book-Reader eines Tages Geschichte ist? Unvorstellbar und wohl unmöglich.

Die Bochumerin Hanni Elwig bietet auf Höhe von Mutter Wittig ein eher kleines Sortiment an. „Die Bücher haben sich daheim schon auf dem Boden vor dem Regal gestapelt“, erzählt sie, „da mussten wir etwas tun“. Die Konkurrenz sei riesig, dennoch habe sie ordentlich verkauft: „Besonders Krimis und großformatige Prachtbände laufen gut“. Sie bietet alte Taschenbücher schon ab 50 Cent an, ihr Top-Angebot ist eine Prachtausgabe von Heinrich Heines „Buch der Lieder“ - für schlappe 12 Euro.

Sehr aufgeschlossenes Publikum

Guntram Steinigeweg dagegen sei eigentlich Profi, sagt er. „Doch heute bin ich als Privatmann hier“. Er steht am Kuhirten-Denkmal mit zwei Tischen und ist etwas unzufrieden mit den Dumping-Preisen hier. Trotzdem hat er Spaß an der Atmosphäre, sagt, das Publikum sei „sehr aufgeschlossen“. Er verkauft sein ausgesuchtes Kinderbuch-Sortiment ordentlich. „Bei gutem Wetter würde ich wiederkommen“, meint er.

Ebenfalls professionell, doch mit eindeutiger Bochumer Bindung agieren die beteiligten Verlage. „Bodo“, „Gimmerthal“ und „Brockmeyer“ zeigen ihr Angebot in und an kleinen Zelten, daneben befindet sich die Lesebühne, zumeist gut besucht von Fans und Flaneuren. Hier - im Rahmen der viereinhalb-stündigen Non-Stopp-Lesung Bochumer Autoren - stellt etwa auch Peter Märkert seinen neuen Bochum-Krimi „Schweigen ist Tod“ zum ersten Mal der interessierten Öffentlichkeit vor. Der sich doch recht unmittelbar vermittelnde Lokalkolorit bringt auch Passanten im Kaufrausch zum Verweilen.

Jürgen in der Beeck von der veranstaltenden Interessengemeinschaft Boulevard wertete den Markt als „voller Erfolg“, man sei „absolut glücklich und zufrieden“. Schon jetzt habe man viele Zusagen für die auch im nächsten Jahr im Frühjahr und im Spätsommer geplanten zwei Veranstaltungen.