Bochum.
Wie die WAZ bereits meldete, heißt der Peter-Weiss-Preisträger 2012 Fatih Akin. Am Dienstag, 28. August, hat die Stadt die Verleihung des mit 15 000 Euro dotierten Kulturpreises in der Sparte „Film“ an den deutsch-türkischen Regisseur offiziell bestätigt.
Individuelle Empfindlichkeiten
„Die Jury hat – wie die Preisstatuten es vorsehen – neben der Würdigung der künstlerischen Leistung als ein besonderes Kriterium für ihre Entscheidung die Nähe des Schaffens des Preisträgers zu Peter Weiss’ Werk gesehen“, betonte der Vorsitzende des Wahlgremiums, Kulturdezernent Michael Townsend (SPD). Das künstlerische Schaffen Fatih Akins solle das humanistische Engagement, für dass das Gesamtwerk von Peter Weiss beispielhaft steht, fortführen.
Die Jury, der u.a. Petra Müller (Geschäftsführerin Filmstiftung NRW), Andreas Platthaus (Feuilletonredakteur der FAZ), Prof. Dr. Eva Warth (Film- und Fernsehwissenschaft an der Ruhr-Universität) und der Dortmunder Regisseur und Filmemacher Adolf Winkelmann angehörten, begründet ihre Entscheidung mit dem Hinweis, dass Akins cineastisches Werk (vor allem „Gegen die Wand“, 2004) durch das Interesse an interkultureller Toleranz und Verständigung geprägt sei.
Der 1973 geborene Hamburger Regisseur, Drehbuchautor und Produzent zeichne dabei aber kein harmoniesüchtiges Bild, sondern nehme „wie kein anderer deutscher Filmemacher seiner Generation“ individuelle Empfindlichkeiten in den Fokus, die gegen den Druck von Konventionen behauptet werden müssen – in der Familie, bei der Arbeit, in der Liebe.
Damit führt Akin nach Ansicht der Jury die „sezierende Technik“ des Schriftstellers und Filmemachers Peter Weiss (1916-1982) fort, dessen Lebensthema der Widerstand gegen soziale und politische Konventionen war. Mit Weiss verbinde Akin auch seine multikulturelle Perspektive und „ästhetische Neugier“. Der vor den Nationalsozialisten ins schwedische Exil geflohene Weiss wurde dort heimisch und blieb doch ein scharfsichtiger literarischer Chronist des deutschen Zeitgeschehens.
Akins Ausflüge ins Dokumentarische (neben „Crossing the Bridge“ noch „Wir haben vergessen zurückzukehren“ und „Müll im Garten Eden“) und Komödiantische („Soul Kitchen“) weisen ihn nach Einschätzung der Juroren als souveränen Wandler zwischen den Genres aus – auch das eine Gemeinsamkeit mit Peter Weiss.
Wann der Preis in Bochum verliehen wird, steht übrigens noch nicht fest. Wie Townsend auf Nachfrage sagte, habe es „Terminkollisionen“ gegeben, die zunächst noch abgeklärt werden müssten.