Bochum. Inhaber Hugo Fiege war der „Fremdenführer“, als 16 WAZ-Leser im Rahmen der Serie „WAZ öffnet Pforten“ die Bochumer Traditionsbrauerer Fiege besichtigten.

„Bier schmeckt gut“, prangt auf einer der historischen Reklametafeln, die die Kellerflure schmücken. Damals, in der Wirtschaftswunderzeit, wurde Werbung noch auf den Punkt gebracht. Die Botschaft gilt bis heute. Frag’ nach bei den 16 Lesern, die sich beim WAZ-Treffen bei Fiege zuprosteten.

Jährlich sind es 8500 internationale Freunde des Gerstensaftes, die sich durch die Privatbrauerei an der Scharnhorststraße führen lassen. Die Tour im Rahmen der Sommerserie „WAZ öffnet Pforten“ ist ausnahmsweise Chefsache. Inhaber Hugo Fiege lässt es sich nicht nehmen, unsere Leserinnen und Leser durch eine der letzten unabhängigen Brauereien im Ruhrgebiet zu begleiten.

Ein „Leichter Moritz“ zur Begrüßung. Und ab geht’s auf den Brauhof, wo Hugo Fiege stolz sein Geburts- und Elternhaus zeigt. Hier ist er mit seinem Bruder Jürgen aufgewachsen. Hier haben die Fieges ihre Büros. Seit 21 Jahren, in vierter Generation, führen sie die Arbeit ihrer Vorväter fort. Traditionspflege ist ihnen wichtig. Bierbrauen, sagen sie, ist Charaktersache. Die Ahnentafel der Braumeister zeigt fünf Charakterköpfe binnen 134 Jahren. Das nennt man Kontinuität.

Die ersten Treppenstufe hoch (bis zum Ende der Führung werden es 374 sein): Im Sudhaus pocht das Herz von Fiege. Die Leser probieren vom erstklassigen Hopfen und Malz und erfahren, dass das Wasser aus einem hauseigenen, 27 Meter tiefen Brunnen ins Sudhaus gepumpt wird. Das Mischen der Maische wird am Computer gelenkt und überwacht. Das Reinheitsgebot stammt von 1516 – die Technik des 58-Mitarbeiter-Betriebs genügt modernen Ansprüchen.

Würzpfanne, Läuterbottich, Gär- und Hefekeller: Station für Station beobachtet und begreift die WAZ-Gruppe den Prozess des Bierbrauens. Im Lagerkeller, 13 Meter unter dem Brauhof, erwartet sie eine Überraschung. Aus den Lautsprechern erklingt Grönemeyers „Bochum“: Ausweis der Verbundenheit, ja Liebe, die die Fieges mit ihrer Stadt verknüpft; als dessen Botschafter und Sponsor sie sich seit Jahrzehnten engagieren.

1878 – Familie Fiege hatte just den Braubetrieb aufgenommen – wurde das düstere Ziegelgewölbe angelegt. In der Urzelle, der Kühlkammer der Brauerei reift das Jungbier 28 Tage bis zur Entfaltung. Dass das Pils auch mit ungefilterten Hefe- und Eiweißrückständen lecker ist, erschmecken die Leser bei einer Verkostung des „Zwickelbiers“ direkt aus einem der mächtigen Tanks. Alt und Weizen werden importiert. Alle anderen der insgesamt zehn Biersorten sind hausgemacht. Inzwischen Nr. 2 nach dem Pils: das Radler.

Expertentipp: Biergläser nurmit Wasser ausspülen

Hugo Fiege nutzt den Umtrunk für zwei Expertentipps: „Lagern Sie Ihr Bier daheim kühl und dunkel und genießen Sie es bei sechs bis acht Grad.“ Und: „Biergläser nie in die Spülmaschine packen. Die Reinigungsmittel sind zu aggressiv. Die Gläser einfach mit Wasser ausspülen. Das reicht vollkommen.“

XXL-Spülmaschinen bestaunen die Leser in der Abfüllanlage. Jede Flasche wird automatisch gereinigt und auf Schäden geprüft. So kann eine Pulle 20 bis 30 Mal verwendet werden. Abfüllung, Etikettierung auf Bauch und Rücken: Alles läuft automatisch. Bis zu 25 000 Flaschen werden stündlich gefüllt. Der Bügelverschluss, den Fiege 2002 wieder eingeführt hat, kostet zwar zusätzliches Geld, sorgt aber für einen fast unbezahlbaren Wiedererkennungswert. „Meine Enkelin strahlt immer, wenn ich mir ein Bier hole. Die möchte immer als Erste ,Plop’ machen“, grinst ein Großvater in der WAZ-Gruppe.

Exklusive Ratschläge beiKäsespezialitäten

Zum Abschluss freuen sich die Leser über eine weitere VIP-Behandlung. Bei Bier-Kostproben und Käsespezialitäten erläutert Marc Zinkler hoch oben in der Zwickelstube, dass sich nicht nur Wein, sondern auch Bier vorzüglich zu erlesenen Speisen eignet. Marc Zinkler weiß, wovon er spricht: Seit April ist er als Braumeister für die Qualität der Bochumer Marke verantwortlich. Auch ihn haben die Leser exklusiv. Zum Wohl!

Touren ganzjährig

Die „BrauKulTouren“ bei Fiege werden ganzjährig jeden Dienstag, Mittwoch und Donnerstag jeweils um 18.30 angeboten.Die Führungen kosten pro Person 10 Euro. Weil eine Bierverkostung Teil des Abends ist, ist in der Eintrittskarte auch die kostenloses Hin- und Rückfahrt mit Bus und Bahn enthalten.
Infos. www.moritz-fiege.de