Bochum. Zum Schulstart der rund 2600 Erstklässler in Bochum hat die Polizei am Donnerstag an mehreren Grundschule die Eltern und Kinder begleitet. Die Beamten gaben Hinweise, verhängten aber auch Bußgelder wegen Verkehsrverstößen,

„Was machen Sie denn da!?“ fragte am Donnerstagmorgen ein Polizeibeamter eine Mutter vor der Liborius-Grundschule in Grumme. Die Frau brachte gerade ihren Sohn zu seinem allerersten Schultag. Als sie an der Josephinenstraße aus dem Auto ausstieg, ging sie nur wenige Meter neben der Fußgängerfurt über die Fahrbahn - ihr Sohn hingegen wartete vor der roten Ampel.

Wegen eklatanter Fehlverhalten wie diesem stand die Bochumer Verkehrspolizei gestern an vielen Grundschulen und passte auf. Sie solle sich, sagte ein Polizist mit ironischer Milde zu der Mutter, nach ihrem Sohn richten - dann passiere ihr nichts. Der Mutter war der Vorfall peinlich, offenbar war sie am ersten Schultag aufgeregter als ihr Filius.

"Wieder so ein Uneinsichtiger"

Bis zum 7. September wird die Polizei, die zum Schulstart extra ihre Frühschicht verstärkt hat, täglich vor Bochumer Schulen stehen und das Verhalten von Eltern und Kindern korrigieren - oder auch loben. Sie wird Hinweise zur Sicherung der Kinder im Auto geben und das Anhalten vor Zebrasteifen überwachen. Und sie wird bei groben Verstößen und Unbelehrbarkeit auch Bußgelder verhängen.

Wie zum Beispiel am Donnerstag vor der Liboriusschule, einer von 50 Grundschulen in Bochum, die gestern rund 2600 I-Dötze empfingen. Rolf Greulich, Erster Polizeihauptkommissar, stoppte gegen 8.30 Uhr einen Luxuswagen mit einem Grundschulkind auf der Rückbank.

Einen Kindersitz gab es dort nicht. Kinder bis zwölf Jahren oder unter 1,50 Meter Größe müssen so einen Sitz aber zwingend haben. „Wieder so ein Uneinsichtiger“, sagt der Polizeibeamte später. „Der hat ein Auto für 60.000 Euro, aber kein Geld für einen Kindersitz.“ Cool und herablassend sei der Autofahrer bei der Kontrolle gewesen. Da war ein Bußgeld fällig. Greulich: „30 Euro ärmer und eine Erfahrung reicher. Hoffentlich.“

Uneinsichtigkeit lässt die Polizei nicht durchgehen 

Am Dienstag in Langendreer habe er eine Autofahrerin erlebt, die habe den falsch gesicherten Sitz ihres Kindes (7) nicht überprüfen lassen wollen. Erst habe sie gesagt. „Das geht nicht, ich habe keine Zeit.“ Danach: „Dann machen Sie aber schnell.“ Und schließlich: „Ich bin gar nicht verantwortlich, das war mein Kind.“ Greulich: „Das lassen wir gar nicht durch.“ Wenn die Polizei sehe, dass Eltern nicht einsichtig seien, „bauen wir ein Spannungsfeld auf, in dem wir ein Verwarnungsgeld erheben.“

Neben ihm steht Polizeihauptkommissar Siegfried Klein. Auch er berichtet von einer groben Verkehrssünde zum Schulstart. Eine Mutter sei mit ihren Kindern im Auto über einen Zebrastreifen gefahren, vor dem andere Kinder gewartet hätten. Das gab eine Anzeige. Solche Verstöße würden Eltern oft mit Zeitdruck auf ihrem Weg zur Arbeitsstelle oder einem Blackout erklären.

„Mehr Zeit nehmen“

Daher appelliert Klein: „Mehr Zeit nehmen. Der Stress, den die Eltern haben, überträgt sich auch auf die Kinder. Und dann wird man unachtsam.“ Die Eltern würden dann zum Beispiel im Parkverbot halten, die Kinder über die Straße sausen, dann vielleicht stolpern. „Eltern müssen immer Vorbild sein, als Autofahrer, Radfahrer und Fußgänger.“

Von 7.30 bis 9 Uhr hat die Polizei vor der Liboriusschule (erlaubt sind höchstens 30 km/h) auch Temposünder gemessen. Die Bilanz: Drei Autofahrer waren zu schnell. Das klingt wenig, ist es aber nicht, denn die Polizei war schon von weitem sehr sichtbar. Außerdem wurde jeweils ein Gurt- und ein Handy-Verstoß entdeckt. Klein sagt: Beim Telefonieren am Steuer sei die Konzentration vergleichbar wie bei 0,8 Promille Alkohol im Blut. Das sei wissenschaftlich erwiesen.

Kinder sollen frühzeitg „selbstständige Verkehrsteilnehmer“ werden

Klein empfiehlt den Eltern, die Erstklässler anfangs nur zu Fuß zur Schule zu bringen, nicht mit dem Auto. Das Kind würde so frühzeitig an den Schulweg gewöhnt und lernen, ein „selbstständiger Verkehrsteilnehmer“ zu sein. Die Kinder hätten Bewegung und würden soziale Kompetenz lernen.Er rät ferner, die Kinder einmal in die Rolle der Eltern schlüpfen zu lassen, indem sie das richtige Verhalten auf dem Schulweg erklären. Wer etwas erklären kann, vergisst es nicht so leicht. Nicht ratsam sei es, die Grundschüler mit dem Rad loszuschicken. Der Verkehr sei zu komplex, um von ihnen beherrscht zu werden.

Die Polizei war am Donnerstag aber nicht nur vor der Schule, um die Leute zu überwachen. Oft beugte sich ein Beamter zu einem Kind herunter, nur um ihm alles Gute zu wünschen. Positive Energie, das wurde bestimmt auch in der Polizeischule gelernt, verstärkt das Wohlverhalten.