Bochum.Der in Bochum geborene Künstler Felix Gephart sorgt mit Illustrationen zu einem Anti-Kriegs-Klassiker für Furore. Retrospektive im Kulturrat im Frühjahr 2013
Drastische Kost: In Dalton Trumbos Roman „Und Johnny zieht in den Krieg“ verliert der Protagonist nachdem er freiwillig in den Krieg gezogen war, alle Gliedmaßen - und lebt als medizinisches Wunder weiter. Das Buch gilt neben Remarques „Im Westen nichts Neues“ als großer Anti-Kriegs-Klassiker. Zur frisch erschienenen Neuübersetzung steuerte der 1973 in Bochum geborene und nun in Berlin lebende und arbeitende Künstler und Illustrator Felix Gephard beeindruckende Illustrationen bei. In seiner Heimatstadt bleibt der Graf-Engelbert-Schüler weiter präsent: im Frühling 2013 wird der Kunstverein des Kulturrats Gerthe eine große Retrospektive mit Bildern von Gephart bringen.
Genremalerei trifft asiatschen Holzschnitt
Das zeigt deutlich die doppelte Ausrichtung seiner Arbeit. Neben Illustrationen - abseits seiner Arbeit an Büchern auch regelmäßig für die ZEIT, den Freitag, Cicero und die taz - offeriert er seine Zeichnungen auch als Originale. Dabei wird er von der Kölner Galerie Kunstraum HH vertreten. Für eine kurze zeit führte auch die Bochumer Galerie chrom sein großformatiges Wal-Bild im Programm.
Künstlerisch basiert seine Arbeit auf vielen Einflüssen. Gephart nennt die Genremalerei des 19. Jahrhundert, den klassischen asiatischen Holzschnitt, die Street-Art rund um Graffiti-Malerei, das ganze emulgiert mit einem englischen Monty-Phyton-Humor. Dabei ist sein stetig genutztes Skizzenbuch sein wichtigster Ideengeber.
Zwei Jahre New York
Bis zu seinem 21 Lebensjahr lebte er in Bochum, studierte Grafikdesign in Dortmund, dann zog es ihn zu einer der besten Schulen seines Metiers. Mittels eines Fulbright-Stipendiums gelangte er an die School of Visual Art in New York, dort studierte er von 2006 bis 2008 mit vier weiteren Stipendien. Danach zog er nach Berlin.
Seine Abschlussarbeit war eine Illustration zu Bret Easton Ellis’ Skandalroman „American Psycho“. Das beeindruckte offenbar die Macher des jungen Berliner Verlages „Onkel & Onkel“ so sehr, ihn für ein liebevolles bibliophiles Projekt auszuwählen. Illustrierte Bücher für Erwachsene, mit guter Papierauswahl, schöner Typographie und einem ansprechenden Layout sind die Merkmale des Nischenverlages. „Ich habe das Buch auf englisch gelesen und sofort gedacht: das passt genau“, sagt Gephart zu seinen ersten Eindrücken. Diese hält der Künstler dann mittels so genannter „Scribbles“ fest, Kritzeleien sozusagen. Diese sind dann die Basis für künstlerische Ausgestaltung. Dabei kommt es ihm vor allem auf das Atmosphärische und das Emotionale an.
Expressive Aggresivität und Direktheit
Seine Bilder atmen tatsächlich jene expressive Aggressivität und Direktheit, die wohl sein müssen, um mit der literarisch vermittelten, satirischen Ur-Gewalt von „Und Johnny zog in den Krieg“ mithalten zu können. Im besten Falle - das mag sich nun paradox anhören - illustrieren Illustrationen eben nicht nur das Geschehen. Dann kommentieren sie, reißen neue Interpretationsräume auf oder variieren Themen. Dieser küntlerisch wertvolle Fall tritt hier ein.