Bochum.. Drei WAZ-Leser durften exklusiv hinter die Kulissen des VfL Bochum blicken. Im Rewirpowerstadion fielen nicht nur freundliche Worte...
„Man kann verlieren. Aber man muss sich gefälligst dagegen wehren. Rennt endlich!“ Birgit Kurschat lebt und liebt ihren VfL. Seit 40 Jahren. Heute ist ihr Tag gekommen. Heute öffnet die WAZ Pforten. Heute gibt sie ihren Jungs Saures. Wann hat man als gemeiner Fan schon die Gelegenheit, den Kickern den Marsch zu blasen?
Zweitliga-Tristesse, kaum Hoffnung auf eine Rückkehr in Liga 1, am Wochenende die 1:4-Pleite gegen Gladbach: Die Anhänger der Blau-Weißen hatten zuletzt kaum Anlass zur Freude. Birgit Kurschat (48) immerhin durfte jubeln. Bei der Sommerserie „WAZ öffnet Pforten“ gewann sie ein exklusives Fan-Treffen beim VfL.
„Seit meiner Kindheit renne ich ins Stadion. Toll, jetzt auch mal hinter die Kulissen blicken zu dürfen“, lachte die ThyssenKrupp-Schlosserin aus Hamme, die am Mittwoch von Ehemann Herbert (55) begleitet wurde – auch er ein regelmäßiger Heimspielbesucher, ebenso wie die Dritte im blauen Bunde, die 51-jährige Andrea Hubert aus Weitmar (zwei weitere Gewinner waren leider nicht erschienen).
Gespräch mit Christoph Kramer und Florian Brügmann
Eine Film-Dokumentation über 100 Jahre Fußball „anne Castroper“ stimmte die Leser auf den WAZ-Treff ein. „Ich habe seit den 70ern alle Höhen und Tiefen erlebt. Es tut weh, wenn man sieht, wie heute oft ohne Herz und Leidenschaft gespielt wird“, lud Birgit Kurschat ihren Frust danach bei zwei aktuellen VfL-Profis ab.
100 Jahre VfL Bochum
Christoph Kramer und Neuzugang Florian Brügmann konterten. „Auch wenn’s nicht immer so aussieht: Die Mannschaft gibt alles. Alle reißen sich den Allerwertesten auf.“ Die Zuversicht, den Wiederaufstieg 2013 zu packen, hält sich kurz vor dem Saisonstart am Samstag gegen Dynamo Dresden gleichwohl in Grenzen.
Mittelfeldspieler Christoph Kramer: „Wir stehen vor einem Aufbaujahr. Das Team ist im Umbruch und muss noch reifen.“ Um ganz vorne mitzuspielen, sei die Konkurrenz „wohl zu stark“.
Auf VfL-Tour durch's Stadion
Dass beim VfL auch in Liga 2 erstklassige Bedingungen herrschen, erfuhr das WAZ-Trio bei einem anschließenden Rundgang. Für die Leser öffnete VfL-Sprecher Christian Schönhals Türen, die gemeinhin verschlossen bleiben:
Im Medienraum durften das Ehepaar Kurschat und Andrea Hubert an dem Pult Platz nehmen, an dem die Trainer nach den Spielen ihre Analysen kundtun.
In der Rewirpowerlounge, in der die VIPs spachteln und plauschen, staunten sie über den exklusiven Raum eines Bad-Ausstatters mit Badewanne und Sektkübel.
Beim Probesitzen auf der Ersatzbank blickten sie auf Grasnarbenhöhe aufs Spielfeld – und wissen jetzt, warum so viele Trainer während der Spiele stehen.
Profis bringen Schuhe nach demTraining selbst auf Hochglanz
Im Spielertunnel hörten sie die Geschichte von Ex-Trainer Peter Neururer. Um den Gegnern Respekt einzuflößen, hatte Peter der Große angeblich angeordnet, den Tunnel vor Anpfiff einzunebeln. Nachdem auch die eigenen Spieler Hustenanfälle bekamen, wurde die Nebel-Attacke kurzfristig abgeblasen...
Beim Zeugwart begutachteten sie die beeindruckende Sammlung von Fußballschuhen. Die Spielschuh werden von den Helfern sauber gemacht. Die Trainingsschuhe wienern die Jungs selbst.
Das „Allerheiligste“, die Spielerkabine, ist eher spartanisch eingerichtet. Jeder Kicker hat seinen eigenen Spind. Gemeinsam wird das Ermüdungsbecken genutzt, das einladend blubbert.
„Hallo, Trainer!“, ruft Birgit Kurschat, als plötzlich Andreas Bergmann um die Ecke guckt. Die resolute Schlosserin kann nicht anders. „Hast Du den Jungs das Laufen verboten?“, ulkt sie. Der VfL-Trainer grinst zurück. „Ja klar!“ Und überhaupt: „Ich bin schuld.“
Nach 90 Minuten (kann das Zufall sein?) ist die VfL-Tour beendet. Die WAZ-Leser sind beeindruckt. „All die Eindrücke und Gespräche wären sonst nicht möglich gewesen.“ Nur ein Gerücht ist, dass Andreas Bergmann erwägt, Birgit Kurschat als Psycho-Coach einzustellen. Eine knackige Ansprache vor dem Anpfiff – und alles läuft.