Bochum.Im Kulturhaus Thealozzi an der Pestalozzistraße bekommen 60 Kinder „Ein Stück vom großen Kuchen“. So lautet das Motto des aus Mitteln des „Kulturrucksacks NRW“ finanzierte Ferien-Camp.
Morgens um zehn Uhr in einer Turnhalle in Deutschland: 60 Kinder, die Thealozzi-Belegschaft und etliche Pädagogen spielen Aufwachspiele. Es wird sich gereckt und gestreckt, es wird gebrüllt, geklatscht und in erfundenen Sprachen gesprochen.
So sieht es im Moment jeden Morgen aus in der neben dem Kulturhaus Thealozzi gelegenen Halle, denn es ist wieder Zeit für das Kultur-Erlebnis-Camp. Bereits zum dritten Mal findet es statt und ist am Montag „entspannt“ gestartet, wie Axel Walter vom Thealozzi mit einem Schmunzeln erzählt.
Eigene Zeitung und eigener Film
In fünf verschiedenen Gruppen spielen die Kinder ein Woche lang Theater, sie tanzen, singen, trommeln oder machen eine eigene Zeitung und einen Film. Unter fachkundiger Anleitung der verschiedenen Künstler des Thealozzi bekommen sie jeden Tag von 10 bis 16 Uhr eine Menge geboten und lernen Dinge, für die im straffen Schulalltag keine Zeit bleibt.
Erst in zweiter Linie geht es auch um Integration und soziales Miteinander. Vor allem zählt das Selbermachen. In der Theatergruppe unter der Leitung von Gudrun Gerlach und Giampiero Piria zum Beispiel wandeln die Kinder auf den Spuren von Wilhelm Korte, dem Robin Hood aus dem Ruhrgebiet, der im 19. Jahrhundert lebte. Am Dienstag ging es ins Stadtarchiv zur Recherche und bis Freitag soll ein kleines Theaterstück über den Räuber entstehen.
Auch die Tanzgruppe wird am Freitag ab 15 Uhr ihr „Arbeitsergebnis“ präsentieren, genauso wie die Mediengruppe oder die Musikgruppe, die im hauseigenen Tonstudio eine eigene CD produzieren wird. Unter dem diesjährigen Camp-Titel „Ein Stück vom großen Kuchen“ soll es um kulturelle Teilhabe gehen und um ein „reich werden auf andere Art und Weise“, sagt Theatermacherin Gudrun Gerlach. Schauspieler und Pantomime Piria fügt hinzu „Teilhabe und Selbstständigkeit.“
Geld vom „Kulturrucksack NRW“
Aber eigentlich geht es auch um Geld und das kommt vom Projekt „Kulturrucksack Nordrhein-Westfalen“ des Düsseldorfer Ministeriums für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport. Das Landesprojekt soll vorrangig jungen Menschen im Alter von 10 bis 14 Jahren zugute kommen, die Kinder im Camp sind zum Teil etwas jünger und stammen aus verschiedenen Nationen und Gesellschaftsschichten. Teilnehmen wollen viele, in diesem Jahr musste die Zahl sogar reduziert werden. „Am Anfang hatten wir 100 Kinder, aber das war zu viel“, sagt Walter.
Denn die Kids sollen etwas von den Gruppen haben und keinen Frontalunterricht bekommen. Auch wenn alle Erwachsenen am Ende der Woche müde und erschöpft sind, „wir machen dieses Camp gerne, endlich können wir alle zusammenarbeiten. Wir sind so viele unterschiedliche Künstler hier im Thealozzi, in dieser Woche können wir uns bei der Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen austauschen.“