Aus der Ferne erinnert sie an eine Festung: die Zeche Hannover mit dem wehrhaften Malakowturm. Die Anlage, zu der ursprünglich zwei Türme gehörten, entstand 1857 mitten auf einem Acker. Die Malakowtürme sind gemauerte Fördertürme und typisches Merkmal für die ersten Tiefbauzechen im mittleren Ruhrgebiet.

Benannt nach dem Wohnsitz ihres Gründers Carl Horstmann im damaligen Königreich Hannover, wechselte die Zeche Hannover 1872 ihren Besitzer: Der Essener Industrielle Alfred Krupp kaufte sie, um seine Gussstahlfabrik mit hochwertiger Kohle versorgen zu können. Mit dem Kauf der Nachbarzeche Hannibal sowie der neuen Schachtanlage Hannover III baute Krupp die Anlage um 1900 mit Kraftwerk und Kokerei zur Großzeche aus. Aus dem bäuerlich geprägten Landstrich wurde Betriebsgelände; um das Bergwerk herum entstanden Werkskolonien und Siedlungen mit kleinstädtischer Infrastruktur für die zugewanderten Arbeiter und deren Familien.

Sozio-kulturelle Aspekte

Das Bergwerk selbst wurde ein Zentrum für Bergbautechnologie: 1888 entwickelte Zechendirektor Friedrich Koepe hier das später weltweit eingesetzte System der Koepe-Förderung mit der ersten Turmfördermaschine. Im Zuge der Bergbaukrise seit 1958 wurde der Schacht II der Zeche Hannover zunächst zum zentralen Förderschacht aller Bochumer Bergwerke ausgebaut, 1973 auch sie als letztes Bochumer Bergwerk stillgelegt. Nach dem Abriss der Betriebsgebäude im Jahr 1979 blieben nur die ältesten erhalten – ein Malakowturm mit Maschinenhalle sowie das Grubenlüftergebäude.

Seit 1981 wurde das Industriedenkmal in Trägerschaft des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe restauriert, ab 1995 war es zunächst behelfsmäßig zugänglich. Sehenswert ist vor allem die ehemalige Maschinenhalle mit der aufwändig restaurierten dampfgetriebenen Fördermaschine aus dem Jahr 1893, die bei sonntäglichen Schauvorführungen in Gang gesetzt wird. Die Halle mit umlaufendem aufgemalten Wandfries, grau-weißem Kachelboden und stählernen Rundbogenfenstern wird für kleinere Ausstellungen genutzt, die sich insbesondere mit sozio-kulturellen Aspekten der Region wie der Geschichte der Zuwanderung auseinander setzen.

Kies statt Kohle – das Kinderbergwerk auf der Zeche Hannover 

Zeche Knirps bietet alles, was zu einer richtigen Zeche gehört – nur kleiner: Förderanlage, Schacht, Stollen, eine Lorenbahn und selbst einen Malakowturm. Dafür wird keine Kohle, sondern Kies gefördert. Und zwar in einer Fördertechnik, die 1876 auf der Zeche Hannover vom damaligen Zechendirektor entwickelt wurde und die noch heute weltweit im Bergbau eingesetzt wird.

Auf eigene Faust oder im Rahmen des museumspädagogischen Programms können Kinder hier eine „Schicht“ einlegen und ganz nebenbei spielerisch lernen, dass über und unter Tage ohne Teamarbeit nichts läuft. Verschiedene pädagogische Angebote richten sich an Schulklassen und Kindergruppen im Alter von 6 bis 12 Jahren.

Krupp’sche Kappeskolonie

Rund um die Zeche Hannover, die in der Mitte des 19. Jahrhunderts auf der grünen Wiese entstand, errichteten die Bergwerksgesellschaften Wohnraum für die Bergleute: 1864 entstand die Kolonie Hannover, 1872 die Eickeler Kolonie. Nach dem Ausbau zur Großzeche beauftragte Alfred Krupp ab 1907 den Architekten Robert Schmohl mit dem Bau der Kolonie Dahlhauser Heide, im Volksmund gerne „Kappeskolonie“ genannt, weil die Bergleute in ihren Gärten bevorzugt Kappes – Kohl – anbauten.

Nach dem Vorbild der englischen Gartenstadt entstand bis 1915 eine riesige Werkssiedlung im Heimatstil mit 339 Doppelhäusern, geschwungenen Straßen und einer zentralen Parkanlage. Stilistisch orientierten sich die Häuser an westfälischen Bauernhäusern: Eine fachwerkähnliche Fassade und tief heruntergezogene Dächer verliehen der Siedlung einen dörflichen Charakter.

Große Gärten entsprachen den Lebensgewohnheiten der vor allem aus ländlichen Regionen von Hessen, Ostpreußen, Schlesien und Polen zugewanderten Bergmannsfamilien, sich selbst zu versorgen. Mit zwei Geschäften, so genannten Konsumanstalten, einer Bierhalle, zwei Kindergärten und zwei Schulen verfügte die Siedlung über eine eigenständige Infrastruktur. Ende der 1970er Jahre wurde die Siedlung Dahlhauser Heide unter Denkmalschutz gestellt.

Industriemuseum Zeche Hannover Günnigfelder Straße 251 44793 Bochum Tel.: 0234.6100–874 Web: www.zeche-hannover.de

Öffnungszeiten

April bis Oktober: mittwochs bis samstags 14.00–18.00 Uhr sonn- und feiertags 11.00–18.00
Gruppen ganzjährig nach Vereinbarung

Anfahrt

mit dem Auto: A 40, Abfahrt Bochum-Hamme, B 226 Dorstener Straße Richtung Herne-Eickel, 3. Kreuzung links Richtung Wattenscheid, Magdeburger Straße, Edmund-Weber-Straße, Hordeler Straße in Eickel und Günnigfelder Straße bis Museumsparkplatz.

mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Von Bochum Hbf. Bus 368 Richtung Wanne-Eickel, von Wanne-Eickel Hbf. Bus 368 Richtung Bochum, Haltestelle „Hannoverstraße“. Fußweg über die Hüllerbachstraße bis zum Zechengelände ca. 300 Meter. Von Herne Bf. Bus 390 Richtung Bochum, von Wattenscheid Bf. Bus 390 Richtung Herne, Haltestelle „Röhlinghauser Straße“; Fußweg entlang der Günnigfelder Straße ca. 400 Meter.

mit dem Fahrrad: Emscher Park Radweg

Führungen zu verschiedenen Themen für Gruppen ganzjährig, jederzeit nach Voranmeldung. Anmeldung: Tel.: 0234.6100–874

Biergarten Zeche Hannover Öffnungszeiten von April bis Oktober samstags 14.00–18.00 Uhr, sonntags 11.00–18.00 Uhr
Kontakt: Detlef Wilke Tel. 0173 5351596 E-Mail: info@gastronomie-zechehannover.de Internet: www.gastronomie-zechehannover.de

Buchungen und weitere Informationen: Zeche Knirps Industriemuseum Zeche Hannover Günnigfelder Straße 251 44793 Bochum Tel.: 0234.6100–874 Web: www.zeche-hannover.de Öffnungszeiten April bis Oktober samstags 14.00–18 Uhr sonntags 11.00–18.00 Uhr Schulklassen und Kindergartengruppen nach Vereinbarung Eintritt frei