Bochum.. Fans konnten beim Tag der offenen Tür hinter die Kulissen des weltbekannten Musicals Starlight Express blicken. Manche kamen sogar in Kostümen zum Talentwettbewerb.
Claudia Domidia frisiert ihre Perücken mit so viel Vorsicht und Hingabe, als würde sie den Kopf eines Menschen aufhübschen. Seit 13 Jahren arbeitet sie nun schon beim „Starlight Express“. „Für meine Arbeit benutze ich ganz normale Pflegeprodukte“, erklärt sie einer Gruppe von Besuchern, während sie das pinke Haarteil der Figur „Pearl“ kämmt. Ohnehin sieht es an ihrem Arbeitsplatz weniger aus wie in einem Requisiten-Atelier, sondern vielmehr wie in einem Frisörsalon. Sogar eine Trockenhaube ragt aus der Wand heraus.
Das ist nur eines von vielen Dingen, die die Gäste beim Tag der offenen Tür im Theater des „Starlight Express“ lernen können. Sie sehen, wie viel logistischer Aufwand für eine Aufführung betrieben wird. Sie können durch die Gänge hinter und neben der Bühne streifen, die mit ihrem bleichen Linoleumboden und olivgrünen Türen an ein Verwaltungsgebäude erinnern und nicht mehr viel von der Magie übrig haben. Ihnen werden Einblicke in Werkstätten und Bereiche gewährt, die ihnen sonst verwehrt bleiben.
Doch beim Tag der offenen Tür können sie noch viel mehr erfahren. Die Besucher erleben, warum sich „Starlight Express“ seit 1988 in Bochum hält und, laut der Produktionsfirma „Mehr! Entertainment“, sich in dieser Zeit mit 14 Millionen Zuschauern zum erfolgreichsten Musical der Welt entwickelt hat. Mit der Geschichte von der internationalen Lokomotivmeisterschaft und der Liebesstory zwischen der Dampflok „Rusty“ und dem schönen 1.-Klasse-Wagon „Pearl“ haben die Macher eine treue Fangemeinde und einen Kult um das Stück erschaffen, den es wohl in dieser Ausprägung kein zweites Mal geben dürfte.
Fans in Kostümen kommen zum Talentwettbewerb
In selbst gebastelten und bunten Kostümen, die den originalen Outfits in ihrer Detailtreue und Aufwendigkeit in nichts nachstehen, kullern Fans aller Altersklassen in Rollschuhen über den Vorplatz des Theaters. Sie warten ungeduldig in einer Schlange, um an einem Talentwettbewerb teilzunehmen. Auf der Bühne singen sie die Lieder aus dem Musical, tanzen die Choreographien oder machen gar beides. Eine große Menschentraube bestaunt die Einlagen ihrer Gleichgesinnten.
Die 15-jährige Vivien Abes, die als „Pearl“ verkleidet ist, steigt gerade nach ihrem Tanzauftritt von der Bühne. Ihre Freundin Annalena Beckmann wartet als Speisewagen „Dinah“ schon auf sie. „Ich zittere immer noch am ganzen Körper“, sagt Vivien zu ihrer 13-jährigen Freundin Annalena. Vivien ist nicht das erste Mal beim Tag der offenen Tür.
Vergangenes Jahr ist sie extra aus Duisburg nach Bochum gekommen, bei dieser Auflage wollte sie auch kostümiert auf die Bühne. „Seit einem Jahr habe ich an meinem Anzug gearbeitet“, erzählt Vivien, die „Starlight Express“ eigenen Angaben nach 30 bis 35 Mal gesehen hat. Kennengelernt hat sie Annalena im Internet. „Bei den sozialen Netzwerken gibt es ganz viele Fangruppen dazu“, berichten die beiden, die sich ohne „Starlight Express“ wahrscheinlich gar nicht über den Weg gelaufen wären.
Die 16-jährige Ann-Kathrin Voss und ihr Freund Moritz Biederbick sind zwar nicht verkleidet. Doch ihre Augen funkeln nicht weniger freudig, spricht man sie auf „Starlight Express“ an. „Es ist wirklich so toll“, strahlt Ann-Kathrin. „Ich liebe überhaupt Musicals. Ich würde später auch gerne Musical-Darstellerin werden“, erzählt die Schülerin aus Gevelsberg, die bereits drei Mal zu Gast war in Bochum. „Ich würde noch öfter kommen, wenn ich das Geld dazu hätte.“
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