Bochum.
„Ansichtssache - Bochumer Bilder aus 130 Jahren“ heißt eine sehenswerte Ausstellung, die bis August im Stadtarchiv/Zentrum für Stadtgeschichte gezeigt wird.
Das Interesse an Stadtgeschichte hat sich in den letzten Jahrzehnten abseits des Fachforschertums stark in die Breite entwickelt. Regelmäßige stadt(teil)geschichtliche Lesungen, Rundgänge und Vorträge zeugen von dem regen Interesse, das die Bochumer ihrer Stadt entgegen bringen. Eine neue Ausstellung im Stadtarchiv/Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte (ZfS) kommt diesem Interesse nach. „Ansichtssachen“ heißt sie und präsentiert „Bochumer Bilder aus 130 Jahren“.
Feingliedrige Aquarelle
Im ZfS-Foyer an der Wittener Straße 47 ist die kleine Geschichtsschau, bestehend aus Glasnegativen, Fotos, Postkarten, Gemälden, Plakaten und andere Exponate aufgebaut. „Sie gibt Einblicke in die Vielseitigkeit unserer über 250 000 Bildüberlieferungen umfassenden Bestände und bietet gleichzeitig einen kurzen Abriss der Geschichte Bochums in den letzten 130 Jahren“, so Stadtarchivarin Dr. Ingrid Wölk.
Aus unterschiedlichen Zeiten stammend, sind naturgemäß auch die ausgestellten Stücke ganz unterschiedlich in ihrer Anmutung und Darstellungsform. So hatte man früher, bevor die Fotografie ihren Siegeszug antrat, Bochumer Stadtansichten gezeichnet und/oder gemalt, um sie für die Nachwelt zu erhalten. Feingliedrige Aquarelle aus dem frühen 20. Jahrhundert sind da beispielsweise zu sehen, sie zeigen das alte Bochum, das der Bombenkrieg und die Stadtsanierung der Wiederaufbaujahre zerstörten: den Marktplatz mit dem Kuhhirtendenkmal, den „Malerwinkel“ am Weilenbrink, den Stadtpark mit dem wuchtigen, schmiedeeisernen Tor.
Natürlich wurde auch das arbeitende Bochum abgebildet. Bekanntlich war unsere Stadt einst eine der größten Montanstädte in Europa. „Im Stahlwerk“ heißt entsprechend eine Zeichnung; eine andere Grafik zeigt die mit Jugendstil-Elementen ausgestattete Zeche Lothringen, als sich dort die Förderräder noch drehten. Aber auch die Idylle kommt nicht zu kurz: etwa in Landschaftsmalereien aus dem Bochumer Süden, die Ruhr mit der alten Fähre, zum Beispiel.
Allein: die kompakte Schau bietet mehr als solch’ tiefen Blick in die Historie. Nicht minder interessant sind die jüngeren Ausstellungsstücke, etwa Aufnahmen des Bochumer Fotografen W.K. Müller. Der frühere WAZ-Fotograf hat von den 1950er bis in die 1980er Jahre hinein zwar meist tagesaktuell fotografiert, gleichwohl sind seine Aufnahmen heute bereits beredte Zeitzeugnisse: von den jungen Wölfen im Tierpark (ja, die gab’s dort einmal!) bis hin zu den butternden Kumpels im Streb.
Auch eine Luftbild-Collage macht neugierig: Vier Aufnahmen des Bochumer Vereins und der Siedlung Stahlhausen, aufgenommen zwischen dem 1920er Jahren und der Jetztzeit belegen, wie sehr sich die Stadt- und Industrielandschaft Bochums verändert hat.