Bochum/Wattenscheid. Der Blitz-Marathon der Polizei hatte sich offenbar unter den Autofahrern in Bochum und Wattenscheid herumgesprochen. An 71 Stellen nahmen die Beamten mit dem Lasergerät Temposünder ins Visier. Insgesamt ging es ruhiger zu als sonst. Doch trotz der Vorwarnung wurden mehr als 100 Fahrer zur Kasse gebeten.
Eins fiel am Dienstag sofort auf: Auf den Straßen ging es ruhiger zu als sonst. Der „24-Stunden-Blitz-Marathon“ der Polizei hatte sich offenbar unter den Autofahrern herumgesprochen. An 71 Stellen nahmen die Beamten mit dem Lasergerät Temposünder ins Visier. Und wurden trotz der Vorwarnung fündig: Mehr als 100 Fahrer waren zu schnell.
„Insgesamt 526 Bürger hatten uns im Vorfeld Straßen genannt, auf denen wir unbedingt blitzen sollen“, so Polizeihauptkommissar Holger Lamsfuß von der Direktion Verkehr. Unter den Vorschlägen wählte die Polizei diejenigen Stellen aus, die häufiger erwähnt wurden und als problematisch gelten.
Die zweispurige Berliner Straße in Höhe der Wattenscheider Innenstadt ist so ein Fall. Dort gilt Tempo 50. „Hier gibt es viele Raser, da wird gern das Gaspedal durchgedrückt. Die Folge: Lärm und Unfälle. Auch ein Altenheim und ein Sportplatz sind in der Nähe“, erklären die Anwohner Anke Wiesborn und Ingrid Hochheim. Sie hatten der Polizei diese Messstelle vorgeschlagen. Und beobachten am Dienstag die rund zweistündige Blitzaktion.
Sechs Fahrer in 15 Minuten
Um 12.10 Uhr beginnen die Messungen, eine Viertelstunde später sind es schon sechs Fahrer, die zur Kasse gebeten werden. Die meisten zeigen sich einsichtig. „Ich habe einen Moment nicht aufgepasst und war beim Überholen zu schnell“, entschuldigt sich Achim Jöstingmeyer. Der 48-Jährige war mit 63 km/h unterwegs, als Toleranz gehen 3 km/h ab. Macht ein Verwarnungsgeld von 15 Euro. Wer sofort zahlen will, muss zur EC-Karte greifen. Bargeld nimmt die Polizei seit Jahren nicht mehr an. Ansonsten gibt es einen schriftlichen Bescheid.
Ein Fahrer wird mit 72 km/h erwischt, zweifelt das Ergebnis an – und wird beim Blick ins Lasergerät schnell einsichtig: „Ist in Ordnung.“ Polizist Bodo Gutt, der das Lasergerät bedient und damit Temposünder auf bis zu einen Kilometer Entfernung ermitteln kann, hat auf dieser Straße schon ganz andere Härtefälle erlebt: „Einen Fahrer haben wir hier mal mit 101 Stundenkilometern erwischt – tagsüber!“
Kein Vorschlag geht verloren
Seit Stunden sind die Beamten im Einsatz. Die Reaktionen der Autofahrer fallen unterschiedlich aus. „Viele sind einverstanden, andere empfinden dies als Abzockerei“, sagt Holger Lamsfuß. „Doch es geht hier darum, Raser zu stoppen und Unfälle durch Tempoüberschreitungen zu verhindern. Ständige Kontrollen sind wichtig, um Autofahrer immer wieder wach zu rütteln. Grundsätzlich gilt: Es kommt nicht auf die Zahl der Knöllchen an.“ Die Liste der Vorschläge, die die Bürger gemacht haben, ist lang. Auch kleine Straßen stehen darauf. „Alle Punkte konnten wir nicht an einem Tag aufsuchen. Aber kein Vorschlag geht verloren. Wir werden nach und nach auf jeder uns gemeldeten Straße auch Kontrollen durchführen.“
24 Stunden lang waren gestern in Bochum 23 Messtrupps mit insgesamt rund 80 Polizisten im Rahmen der NRW-weiten Aktion „Blitz-Marathon“ im Einsatz: aufgeteilt in Spät-, Nacht- und Frühschicht. An der Op de Veih in Höntrop, wo in einem Jahr zwei tödliche Unfälle passierten, wurde gleich an zwei Stellen gemessen.
Innerhalb geschlossener Ortschaften wird bei einer Tempoüberschreitung von bis zu 20 km/h ein Verwarnungsgeld fällig. Wer darüber liegt, erhält zusätzlich zum Bußgeld Punkte, ab 31 km/h zu schnell kommt außerdem noch ein Fahrverbot hinzu.