Bochum. Renate Hoinkosorgt sich um ihre Mutter. Die 89-Jährige lebt in einer Seniorenwohnanlage am Kalsbusch. „Ausgerechnet hier, wo so viele ältere Menschen daheim sind, wird der Gehweg zur Stolperfalle“, beklagt sich die Leserin.

Defekte Platten und Wölbungen; Baumwurzeln, die das Pflaster derart angehoben haben, dass Fußgänger auf die Straße ausweichen müssen: Der Gehweg rund um den Kreisverkehr am Kalsbusch ist marode. „Kürzlich ist meine Mutter gestürzt. Zum Glück waren Möbelpacker in der Nähe, die ihr aufhalfen“, berichtet Renate Hoinko und warnt: „Das kann am Kalsbusch jederzeit wieder passieren. Denn der Gehweg wird vor allem von Senioren, oft mit Rollatoren, genutzt.“

Das Tiefbauamt kommt zu einem anderen Ergebnis. Zwar sei der Bürgersteig „teilweise optisch nicht in einem sehr ansprechenden Zustand“. Es seien aber „keine Aufkantungen oder ähnliches vorhanden, so dass die Verkehrssicherheit weiterhin gewährleistet ist“ – auch an den hochgedrückten Stellen, an denen die Platten durch Asphalt ersetzt wurden. Das Tiefbau erkennt keinen Handlungsbedarf. Eine „optische Verbesserung“ wäre zwar wünschenswert. „Bedauerlicherweise stehen für Maßnahmen, die über die reine Verkehrssicherheitspflicht hinausgehen, derzeit aber keine Mittel zur Verfügung“, heißt es auf Anfrage der WAZ.

Stadt lehnt Anfragen ab

Keinen Anlass zum Eingreifen sieht die Stadt auch am Steinring. Margarethe Bieschke wohnt im Haus Nummer 16. Daneben befindet sich die Ausfahrt eines Garagenhofs mit zehn Garagen. „Links und rechts der Ausfahrt stehen ständig parkende Autos und versperren die Sicht auf die Fahrbahn. Wir haben große Probleme, unfallfrei auf den Steinring abzubiegen.“ Markierungslinien, die die Autos an der Ausfahrt auf Abstand halten, würden die Gefahr bannen. „Doch die Stadt hat unseren Antrag mehrfach abgelehnt“, schildert Margarethe Bieschke.

„Anfragen dieser Art werden grundsätzlich abgelehnt“, verweist das Rathaus auf „bestehende gesetzliche Regelungen“. Danach ist bei Ausfahrten aus Privatgrundstücken besondere Sorgfalt geboten. „Diese Regelung würde mit einem individuellem Parkverbot quasi unterwandert; es würde ein Präzedenzfall geschaffen“, so die Stadt.

Zwei Lösungen

Ein Parkverbot sei nur dann möglich, wenn es „zwingend erforderlich“ ist. „Dies wäre zum Beispiel der Fall, wenn Lkw in die Einfahrt fahren müssen und aufgrund ihrer Schleppkurve nicht genug Platz zur Verfügung haben und bauliche Veränderungen nicht möglich sind.“ Aus reinen Sichtgründen könne kein Parkverbot eingerichtet werden – weder am Steinring noch andernorts.

Den betroffenen Anwohnern werden zwei Lösungen offeriert:

Beim Tiefbauamt kann ein „Verkehrsspiegel“ beantragt werden. „Die Kosten für die Aufstellung und den Spiegel trägt jedoch der Antragsteller.“

„Wenn es gar nicht anders geht“, müsse sich der Fahrer an der Ausfahrt in den fließenden Verkehr einweisen lassen.

„Tolle Idee“, grollt Margarethe Bieschke: „Und was ist, wenn ich allein im Auto sitze?“

WAZ fragt: Wo sind die schlimmsten Bürgersteige in Bochum?

Nicht nur am Kalsbusch ärgern sich Anwohner über marode Bürgersteige. Stadtweit häufen sich am WAZ-Lesertelefon die Klagen über gebrochene Gehwegplatten, löchrige Kopfsteinpflaster und andere Stolperfallen. Die WAZ will es genau wissen: Wo befinden sich die schlimmsten und gefährlichsten Gehwege in Bochum? Schreiben Sie an die WAZ-Redaktion, Huestraße 25 in 44787 Bochum, oder per E-Mail an redaktion.bochum@waz.de