Bochum. . Ein 42-jähriger Mann hat am Donnerstag vor dem Landgericht gestanden, hochbetagte, gebrechliche Senioren beim Geldabholen in der Bank ausgespäht zu haben, damit sie auf dem Heimweg von Mittätern ausgeraubt werden. Ein als alte Dame verkleideter Polizist hatte damals den Haupttäter (38) gefasst.

Die Masche damals war zutiefst erbärmlich: Hochbetagte, gebrechliche Menschen wurden beim Geldabholen in der Bank von einem Räuber ausgespäht, dieser gab seiner draußen lauernden Mittätern ein Zeichen - und einer raubte die Senioren dann auf dem Heimweg mit einem Trick oder einfach mit nackter Gewalt aus. Am Donnerstag hat ein 42-jähriger Mann vor dem Bochumer Landgericht gestanden, bei sieben Fällen mitgemischt zu haben.

Der Fall ist ganz besonders: einmal wegen der Skrupellosigkeit und dann wegen der Art des Fahndungserfolges. Ein mutiger Polizist hatte sich Ende 2010 von einem Theater-Profi als alte Dame mit Perücke schminken lassen und einen Rollator zugelegt, um sich den Tätern als Lockvogel anzubieten. Die Falle schnappte tatsächlich zu. Als er mit dem Geld (Scheingeld, die Bank war eingeweiht) den vermeintlichen Heimweg antrat, wurde er wirklich von einem Täter (38) überfallen. Dieser wurde dabei überwältigt. Im vergangenen Juli wurde der Mann zu 6,5 Jahren Haft verurteilt. Die Polizei hatte die Bande damals mit Telefonüberwachungen beobachtet.

Bei der Einreise aus Rumänien verhaftet

In seiner Haft macht er reichlich Angaben und verzinkte dabei auch seinen Cousin, den jetzt Angeklagten. Der 42-Jährige soll die Aufgabe des Spähers in der Bank gehabt haben. Bei der Schauspielaktion des tapferen Polizisten hatte er sich bereits längst wieder in seine Heimat Rumänien abgesetzt. Im Januar 2012 wollte er aber zurück nach Deutschland einreisen. Was er nicht wusste: Es lag ein Haftbefehl vor. Seitdem sitzt er in Haft.

Laut Anklage soll er von 2007 bis Herbst 2010 an sieben Raubzügen mitgemischt haben, sechs in Bochum, einer in Essen. Die Opfer waren fast immer Frauen (81 bis 87). Die Bande bestand aus drei Männer: ein Späher, einer, der den Opfern die Handtasche wegriss, und einer, der das Fluchtauto fuhr. Die Beute betrug zwischen 1000 und 4000 Euro. Einmal, auf der Wielandstraße in Bochum, stieß ein Mittäter eine Frau (81) mit dem Kopf gegen eine Hauswand. Der jetzt Angeklagte soll teilweise noch am Tag der Tat einen Teil der Beute über Western Union in seine Heimat überwiesen haben.

„Warum kommt man nach Deutschland und stiehlt?“ - „Armut.“

Er ist bereits dreimal wegen Ladendiebstahls in Deutschland vorbestraft. Richter Josef Große Feldhaus fragte ihn: „Warum macht man sowas, warum kommt man nach Deutschland und stiehlt Parfüm, Kleidung?“ Über einen Dolmetscher antwortete der Angeklagte: „Armut. Ich hatte Kinder, Schwierigkeiten.“

Das Motiv für Raubzüge erklärte er mit Schulden infolge seiner an einem Gehirntumor erkrankten Tochter. Eine Arztkostenrechnung konnte er aber nicht vorlegen. Der Richter: „Wir glauben viel, aber nicht alles.“

Ein Urteil soll am Freitag oder Montag fallen.