Bochum. .
So voll sind Bürgerversammlungen selten wie die zum Umbau der Oskar-Hoffmann-Straße am Mittwochabend. Über 100 Anlieger füllten den großen Sitzungssaal im Rathaus, um Details über den Bauablauf zu erfahren. Und es ging sehr emotional zu – vor allem, als klar wurde, dass Parkplätze wegfallen werden.
Kanal und Fahrbahn der „Buckelpiste“, wie Susanne Düwel vom Tiefbauamt die Oskar-Hoffmann-Straße nannte, werden erneuert: „Nun geht’s endlich los.“ Die Renovierung musste seit Jahren immer wieder verschoben werden, weil Mittel fehlten. 7,95 Millionen Euro kostet die Gesamtmaßnahme; 65 Prozent davon werden gefördert. Die Eigentümer werden an den Kosten beteiligt, die Höhe richtet sich nach den Grundstücken. Über zwei Jahre werden die Arbeiten dauern.
Gestartet wird Mitte Juli mit dem Kanal; der vorhandene ist zu alt und zu klein. Regen- und Schmutzwasser werden künftig getrennt, das Regenwasser leitet die Stadt dann in den Marbach ein. Für den Kanalbau (3,8 Mio Euro) wird ein Jahr veranschlagt, überwiegend soll unterirdisch mit Pressschächten gearbeitet werden (Ausnahme wird die Kreuzung zur Universitätsstraße sein wegen der U-Bahn).
Anfang 2013 soll der Kanal im ersten Bauabschnitt fertig sein, so dass auf diesem Teilstück bereits die Straßenerneuerung (für 2,6 Mio €) beginnen kann. Die Oskar-Hoffmann-Straße soll einen ganz neuen Querschnitt bekommen mit einem Mehrzweckstreifen in der Mitte. Der wird mit Querungsinseln bebaut, bepflanzt und bietet jeweils Platz für Linksabbieger in die Grundstücke. Neben einer Fahrbahn pro Fahrtrichtung (mit lärmarmem Asphalt) wird es zwei Radfahrstreifen geben. Der Ausbau geht in die Universitätsstraße hinein stadteinwärts bis zur Abbiegung Alsenstraße. Die Veränderungen hier: Die Zufahrt zum Betriebshof fällt weg, auch hier wird es Radwege geben sowie eine bepflanzte Mittelinsel.
Während der Baustellen wird die Oskar-Hoffmann-Straße zur Einbahnstraße (befahrbar nur Richtung Unistraße). Der Verkehr in der Gegenrichtung wird umgeleitet über Südring/Viktoriastraße und Friederikastraße/Königsallee.
Ein Aufstöhnen ging durch den Saal, als Susanne Düwel erklärte, dass sich die Zahl der Parkplätze von jetzt 116 auf 80 reduzieren werde. „Wir müssen Platz schaffen für neue Bäume.“ Die vorhandenen 74 werden im Herbst dieses Jahres gefällt und durch die gleiche Anzahl ersetzt, indes sollen sie mehr Raum bekommen. Das brachte eine Vielzahl der Bürger auf. „Soll ich mein Geschäft zumachen?“, echauffierte sich etwa Heidrun Schmidt-Ellmer vom Reifen-Servicecenter Euromaster: „Der Parkdruck ist heute schon hoch. Wenn er sich noch verstärkt, gibt’s echte Probleme.“
Die Emotionen schaukelten sich im Laufe der Debatte hoch. „Warum lassen Sie uns nicht mitentscheiden? Es gab im Vorfeld keine Bürgerbefragung – und dann sollen wir dafür auch noch zahlen“, erregte sich eine Geschäftsfrau, die als Physiotherapeutin an der künftigen Baustelle arbeitet, und „Stuttgart 21“ ins Feld führte. Weniger Bäume, dafür mehr Parkplätze – das war die mehrheitliche Stimmung. Erschwerend für viele, dass auch der Kurzzeit-Parkplatz an der Universitätsstraße wegfallen soll.
Dagegen hielten Anwohner, die lieber aufs Grün setzen. Gerd Horenburg ist Hausbesitzer: „Natürlich verstehe ich die Forderung nach Parkmöglichkeiten; doch Bäume erhöhen die Lebensqualität meiner Mieter.“ Uwe Seidel, Leiter des Tiefbauamtes, versuchte zu vermitteln: „Ein Kompromiss kann es nie allen Seiten recht machen.“