Bochum.. Die riesige Evakuierung in Bochum-Ehrenfeld wegen der Entschärfung einer Fliegerbombe ist abgeschlossen. Um 15.35 Uhr hatte Sprengstoffexperte Karl-Friedrich Schröder seine Arbeit erledigt, die britische Zehn-Zentner-Bombe unschädlich gemacht. So eine große Evakuierung hat die Stadt lange nicht erlebt.
So eine riesige Evakuierung hat Bochum viele Jahre nicht erlebt: Rund 4000 Anwohner mussten am Dienstagvormittag wegen einer englischen Zehn-Zentner-Bombe ihre Wohnungen verlassen. Nach Stunden der Anspannung, um 15.35 Uhr, krabbelte ein 52-jähriger Sprengstoffexperte im Blaumann mit einem „Heckaufschlagszünder“ in der Hand aus der Bombengrube und gab Entwarnung: Die Bombe war entschärft. Niemand wurde verletzt. Ein ganzer Stadtteil atmete auf.
Der Mann des Tages heißt Karl-Friedrich Schröder (52) und ist Feuerwerker beim Kampfmittelräumdienst Arnsberg. Er hat Nerven aus Stahl und die Ruhe eines tibetischen Mönchs. 35 Minuten lang hatte er in rund fünf Metern Tiefe eine scharfe Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg mit rund 250 Kilo reinem Sprengstoff (TNT) vor der Nase gehabt. Das über einen Meter lange Todesding lag in einem Grünstreifen, wo sonst Spaziergänger flanieren. Anders als sonst konnte Schröder den sensiblen Zünder nicht mit einer Fernsteuerung herausmontieren. Die Bombe war wegen eines luftdichten Bodens zwar sehr gut erhalten, dafür lag sie aber verflixt ungünstig. Deshalb musste er mit einer Rohrzange selbst Hand anlegen. Wie genau, verriet er nicht. Offenbar Berufsgeheimnis.
Splitterschutzwand vor dem Bergmannsheil
Rund 500 Meter weit, schätzte er, wären die Splitter geflogen, wenn die Bombe detoniert wäre. Deshalb wurde auf einer Seitenstraße direkt neben der Grube extra eine viele Meter hohe Splitterschutzwand aufgebaut, um das große benachbarte Krankenhaus Bergmannsheil nicht auch noch räumen zu müssen. Ein Kranwagen der Feuerwehr stapelte vier mächtige Überseecontainer, die die Stadt über eine Spedition aus Mülheim herbeigeschafft hatte, übereinander. Um das Bollwerk noch stabiler zu machen, hievten die Rettungskräfte außerdem zehn Wassertanks mit 10.000 Litern in die Container.
Gefunden wurde die Bombe am vorigen Mittwoch. Gezielt hatte die Bezirksregierung mit Luftbildaufnahmen nach diesem verschütteten Kriegsschrott gesucht. Rund 68 Jahre hatte die Bombe unter einem traulichen Spazierweg geschlummert. Nachdem der Kampfmittelräumdienst sie freigelegt hatte, wurde die Grube Tag und Nacht durch einen Securitydienst bewacht.
Manche Anwohner hatten kein Verständnis für die Evakuierung
Der Evakuierungsradius maß zwischen 350 und 500 Metern. Unter den betroffenen Anwohnern war auch ein 87 Jahre alter Mann. Er verbrachte den Tag auf dem Schulhof einer Grundschule, die die Stadt als Betreuungsstelle für diejenigen eingerichtet hatte, die nicht anderweitig unterkamen oder auf der Arbeitsstelle waren. „Ich war selbst im Krieg und weiß wie das ist“, sagte er der WAZ. Er habe volles Verständnis für die Evakuierung. „Da sollte man die Geduld aufbringen, damit die arbeiten können. Wenn solche Leute die Ungeduld im Nacken haben, können die doch gar nicht arbeiten.“
In zwei Fällen hatten Anwohner indes kein Verständnis für diese befristete Großräumung. Als Trupps der Feuerwehr nach und nach die Wohnungen abklapperten, um die Räumung zu überprüfen, weigerten sich die Bewohner zu gehen. Die Polizei musste kommen und ein mahnendes Machtwort sprechen. Feuerwehr-Sprecher Simon Heußen erklärte: „Wir müssen sicherstellen, dass die Leute unverletzt bleiben.“ Durch eine Druckwelle könnten Fenster zersplittern.
Die Bombe wird jetzt in einem Spezialbetrieb zersägt, das TNT kontrolliert verbrannt. Es dürfte eine Frage der Zeit sein, wann neuer Nachschub kommt.
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