Bochum. Bochum.Schülerinnen und Schüler der Erich-Kästner-Schule haben im Kunstunterricht unter der Leitung von Lehrer Peter Beckmann Buchobjekte hergestellt. Die Ergebnisse werden nun im Schaufenster ausgestellt

Wenn nicht nur in einem Krimi Blut fließt, sondern auch aus einem Krimi Blut fließt, dann hat man es mit einem Buchobjekt zu tun. Alicia und Matthee von der Erich- Kästner-Schule haben im Kunstunterricht Bücher mit Messern gemeuchelt. Direkt im Herzen eines Raymond-Chandler-Hardboiled-Romans etwa steckt ein Messer. Die beiden rabiaten Jungkünstler gehören zu den 12- bis 13-jährigen Siebtklässlern, die im Unterricht mit ihrem Kunstlehrer Peter Beckmann Buchobjekte hergestellt haben. Und die Ergebnisse des Projekts sind so einfallsreich und fantasievoll, dass sie nun im Schaufenster der Buchhandlung Napp (Pieperstraße 12 im Ehrenfeld) ausgestellt werden.

Japan-Buch mit Stacheldraht

Es werden aber nicht nur Bücher erdolcht. Es gibt witzige, hübsche und auch zeitgeschichtliche Werke der kreativen Nachwuchsleser. Jan etwa interessiert sich sehr für Japan. Deshalb hat er sein Buchobjekt - ehemals ein olles Kochbuch - mit der orangefarbigen Flagge des Bezirks Fukushima versehen. Um zu verdeutlichen, dass dort in Fernost derzeit große Gebiete wegen Radioaktivität abgesperrt sind, hat das Buch mit stilisiertem Stacheldraht umwickelt.

Uecker-Epigonen

Kunstlehrer Beckmann hat den Schülern im Unterricht auch Buchobjekte bekannter Künstler gezeigt. Besonders gut angekommen sind offenbar die genagelten Bücher des Düsseldorfers Günter Uecker. Der jugendliche Uecker-Epigone Tobias erzählt freudig, wie viel Spaß es ihm gemacht habe, mächtige Nägel in ein Buch zu treiben. Er lese eben nicht so gern. Auch Klaudia ist Uecker-beeinflusst. Sie hat zwei Bücher der Serie „TKKG“ zusammengenagelt.

Mit einem guten Schuss Destruktivität

Überhaupt scheinen Bücher von einigen der quirligen Eleven nicht so gut gelitten zu sein. Bei den zwei verschönerten Schulbüchern (Englisch), die nach dem Büffeln zum Spielort einer mit einem guten Schuss Destruktivität angereicherten Kreativität wurden, ist das zumindest nachvollziehbar. Auch wenn Klassen- und Englischlehrerin Anita Sühl darüber lächelnd „not amused“ war.

Zur drastischen Performance-Kunst zieht es offenbar eine Schülerin hin: Ihr schwebte ein angekokeltes Buch vor. Bei der Herstellung sei ein erster Schmöker allerdings versehentlich komplett in Rauch aufgegangen, der zweite Versuch sei dann ansprechend gelungen.

Blockflöte im Buch

Joana hat das von ihr bearbeitete Buch immerhin gelesen. Bei „Wie versteckt man eine Insel?“ handele es sich um eine Abenteuergeschichte, berichtet sie. Entsprechend passen die beiden großen Bissspuren schon in den spannungsreichen Rahmen - auch wenn in der Handlung keine wilden und bissigen Tiere vorkämen. Buchinhalt und Gestaltung haben eben nicht immer miteinander zu tun. Bei Jaquline aber schon: Im Haushalt ihrer Elten finden sich viele Musikbücher. „Ich wollte etwas besonderes machen, in meinem Buch stehen ja nur Noten“, beschloss sie. Eine Blockflöte hat sie deshalb in der Buchmitte angebracht, mittels Schrauben auch ein Glöckchen montiert. Wahrlich ein musikalisches Buch!