Bochum.

Wenn es um den Stellenwert der Künste in einer Gesellschaft geht, dann war immer ein Blick auf die jeweilige Bohème interessant. Entsprechend versprach es interessant zu werden, zu sehen, wie die junge Regisseurin Barbara Hauck in ihrer ersten Bochumer Regiearbeit mit dem Stoff „Das Leben der Bohème“ umgehen würde.

So viel gleich vorweg: Ihre Inszenierung interessierte sich keinen Deut für die Bedingungen künstlerischen Schaffens ökonomisch deklassierter Menschen von heute.

Und: Hauck vermied weitgehend jene Ästhetik, mit der Aki Kaurismäki seinen Film ausgestatttet hatte: die stilbildende Lakonie, die stillen Momente und auch die Patina fanden im Theater Unten schlichtweg nicht statt. Das wäre aber natürlich viel verlangt, die Ästhetik des Theaters ist mit jener des Films nicht überall vergleichbar. Barbara Hauck hat sich anders entschieden als etwa Jorinde Dröse in ihrer erfolgreichen Kammerspiel-Hommage eines anderen Kaurismäki-Stoffes vor einigen Jahren, „I Hired a Contract Killer“.

In den über 100 Minuten von Haucks Inszenierung geht es tubulent drunter und drüber. Schnelle, einfallsreiche Szenen- und Kostümwechsel, Verweise auf die Popkultur, jede Menge witzige Regieeinfälle - vom Verbandskoffer „Letzte Hilfe“ bis zum Trabant aus einem Karton. Dem Tempo fallen aber leider die Charaktere zum Opfer.

Denn: das Regiekonzept tritt an, das Leben der drei Künstler als fortdauerndes Klischee zu entlarven. Das Trio (sehr spielfreudig: Daniel Stock, Manfred Böll, Ronald Riebeling) wird zu Abziehbildern, zum Kuriositätenkabinett dümmlicher WG-Bewohner mit deren unsensiblem Gehabe. Unter der Oberfläche ist nichts. Das macht sie uninteressant. Die Liebesgeschichte mit Mimi (Katharina Bach) etwa wirkt geschludert, ihre emotionalen Ausbrüche aufgesetzt.

Während in den oberen Etagen des Schauspielhauses das Motto ausgegeben wird, den Utopisten die Zukunft zu überlassen, werden deren Theoretiker im Keller zurechtgestutzt.