Bochum.Mit seinem von der Kritik fast durchweg gefeierten Roman über „Onno Viets“ gastierte Frank Schulz in der „Lust am Lesen“-Reihe in der etwas verkühlten Rotunde. Die Show erwärmte aber die Fans.
Nur wenige Tage vor der Lesung, am sehr späten Samstagabend, war in der Rotunde King Homeboy zu erleben. Der locker zwei Meter große und 179 Kilo schwere Neuseeländer aus Wellington begeisterte ein ziemlich perplexes Publikum mit seiner Profession. Beatboxing. Nur mit seinem Körper erzeugte er rhythmische Geräusche, sein Körper wurde zur Ein-Mann-Funk-Band.
Er veredelte die Lesung zum Hörstück
Außer einer gewissen Hochaufgeschossenheit besteht zwischen dem Rapper vom anderen Ende der Welt und dem Hamburger Autor Frank Schulz wenig optische Ähnlichkeit. Doch auch die Zuhörer von Schulz, der, wieder einmal auf Einladung der Macondo-Macher Petra Vesper und Frank Schorneck, in Bochum las, durften den Eindruck gewinnen, einem Ensemble von Figuren zuzuhören. Ein Ein-Mann-Hörspiel. Schulz gab den Charakteren seines schillernden Hamburg-Romans „Onno Viets und der Irre vom Kiez“ Stimme. Ohne diese albern zu verstellen,veredelte er die Lesung zum Hörstück.
Durch Variationen in Tonfall, Stimmhöhe oder Dialekteinfärbung schaffte es der hanseatische Humorist, die Farbenprächtigkeit und Genauigkeit seiner so prägnanten Milieuschilderungen und Psychologisierungen wenigstens zu einem guten Teil auch für das reine Hörpublikum abzubilden. Frank-Schulz-Fans - und davon gibt es viele - haben seinen Vorlese-Sound vermutlich schon im Ohr.
Es wird noch mehr Onno geben
In der Rotunde, die durch einen Heizungsdefekt Kühlschrank-Atmosphäre aufwies, wärmte Schulz’ Humor seinen gut 50 Zuhörern, darunter auch, als alter Freund, Frank Goosen, zumindest die fürs Lachen zuständigen Gesichtsmuskeln auf. Nach einer Stunde mit Abenteuer des selbsternannten Privatdetektivs Viets erfreute Schulz die Fans noch mit einer Nachricht: Es wird ein zweites Buch mit Onno geben. Angefangen hat Schulz das Schreiben aber noch nicht. Lediglich den Vorschuss ausgegeben.