Wattenscheid. Vor einem frei laufenden Kampfhund flüchteten Passanten in der Wattenscheider Innenstadt. Erst mit viel Mühe gelang es Polizeibeamten, das Tier einzufangen.
Es war ein Einsatz der besonderen Art, zu dem die Polizei am Montag gegen 16.15 Uhr zur Straße „Gertrudisplatz“ ausrückte und von dem sie erst am Mittwoch (!) berichtete. Doch der Reihe nach. Zeugen hatten zunächst gemeldet, dass dort aus einer Wohnung heraus drei Personen Eier auf Autos werfen. Zwei Pkw seien dadurch verunreinigt und beschädigt worden. Doch auf das Schellen der Polizeibeamten reagierte niemand. Plötzlich tat sich jedoch die Wohnungstür auf und ein brauner American Staffordshire Terrier lief in den Hausflur. „Offenbar hat der Hund eigenständig die Tür geöffnet, denn die Räume waren verlassen, niemand war da“, erklärt Polizeisprecherin Kristina Raess.
Durch das Treppenhaus des Mehrfamilienhauses rannte der Terrier dann auf die Straße. Dort traf das Tier auf einen Passanten mit Hund und stellte sich diesen aggressiv entgegen. Der Hundehalter flüchtete in einen Linienbus, dessen Fahrer die Situation erkannt und die Tür zum Einstieg geöffnet hatte. Der Staffordshire-Terrier wandte sich daraufhin einer weiteren Fußgängerin mit Hund zu – die Frau flüchtete in einen Pkw.
Polizisten vertrieben Hund mit Schlaghund
Da sich der braune Terrier nicht beruhigen ließ, vertrieben ihn die Polizisten mit dem Schlagstock; das Tier lief in das Haus am Gertrudisplatz zurück. Dort legte sich der Hund vor die Wohnungstür, zeigte sich aber laut Polizei „weiter ängstlich-aggressiv“. Daher forderten die Beamten Verstärkung an: Der Diensthundführerin gelang es schließlich, das Tier zu beruhigen. Weder der Hund noch Personen seien verletzt worden.
Anschließend wurde der Terrier ins Bochumer Tierheim gebracht, wo er erst mal bleibt. Ob der Halter den Hund zurück bekommt, muss nun die Ordnungsbehörde entscheiden. Den Halter konnte die Polizei bislang allerdings nicht ermitteln. „Unter dieser Adresse ist zwar ein Hund angemeldet, aber nicht dieser“, so Raess. Das wegen Sachbeschädigung und Verstoßes gegen das Landeshundegesetz ermittelnde Kriminalkommissariat 34 sucht nun Zeugen, insbesondere die beiden angegangenen Hundehalter. Zudem bittet die Polizei um Hinweise, die zur Ermittlung des Halters des American Staffordshire beitragen können (Tel. 0234/909-3221).
"Mir machen diese Tiere Angst"
Ein Nachbar erklärt, „dass dieser Hund nicht zum ersten Mal hier war. Und vor so einer Rasse hat man gehörigen Respekt, mir machen diese Tiere Angst“. Die Erfahrungen von Tierheim-Leiterin Carmen Dechardt sehen bisher allerdings so aus: „Der Hund zeigt sich bei uns bislang nicht aggressiv, macht keinen bösen Eindruck.“
In Bochum sind 1368 Vierbeiner der im Landeshundegesetz NRW definierten Kategorien „Gefährliche Hunde“ oder „Hunde bestimmter Rassen“ gemeldet; diese sind erlaubnispflichtig, das heißt, der Hundehalter (mindestens 18 Jahre alt) benötigt eine Erlaubnis von der Stadt.
Dafür muss er ein Führungszeugnis vorlegen, einen Sachkunde-Nachweis beim Veterinäramt ablegen, der Hund muss gechipt sein und der Halter muss außerdem eine Haftpflichtversicherung nachweisen. Für diese Hunde gelten eine Maulkorb- und Anleinpflicht. Zur Kategorie „Gefährliche Hunde“ gehören laut Landeshundegesetz die Rassen American Staffordshire Terrier, Pitbull Terrier, Staffordshire Bullterrier und Bullterrier. Speziell diese werden umgangssprachlich als „Kampfhunde“ bezeichnet.