Bochum. Den Zug der Zeit nicht verpassen möchten die sechs Stadtbüchereien von Bochum, Ennepetal, Hattingen, Herne, Schwelm und Witten. Passend zum Welttag des Buches am kommenden Montag, 23. April, startet ihr Gemeinschaftsprojekt „OnleiheRuhr“.
Jederzeit, 24 Stunden lang, können die insgesamt 760 000 Nutzer nach Herzenslust digitale Medien auf den heimischen Rechner, das E-Book oder das Smart-Phone laden. Mit Hilfe des Landes gelang der Kraftakt: 6000 Medien sind schon da: Wer mag, probiert’s selbst aus www.onleiheruhr.de
Die Idee stammt von Bernd Jeucken, Leiter der Stadtbibliothek Hattingen. Schon vor rund zwei Jahren gab es den Gedanken der Vernetzung öffentlicher Büchereien. Es arbeiten mittlerweile in NRW etliche ähnlich gelagerte Projekte. „Es ist wichtig, dass die Städte auf diesen Umbruch in der Mediennutzung reagieren“, so Bochums Kulturdezernent Michael Townsend. Allein in Bochum, als größter Stadt in diesem Sextett, gibt es pro Jahr rund zwei Millionen Ausleihen von Büchern und anderen Medien. Das neue Projekt sei auch eine Chance für ältere oder behinderte Menschen, die nicht mehr selbst zu ihrer Bücherei gehen können, um sich dort vor Ort selbst etwas auszuleihen.
Mahngebühren fallen nicht an
Obwohl sich Bochum für die Koordination zuständig zeigt, seien alle sechs Städte – auch die kreisangehörigen – gleichberechtigt in diesen Prozess eingebunden gewesen. Die stellvertretende Leiterin der Stadtbücherei Bochum, Waltraud-Richartz-Malmede, demonstrierte gleich mit der Karte des Kulturdezernenten, wie es funktioniert, das/die „Onleihe“ (Kunstwort aus Aus leihe und Online).
Der Clou – wenn man so will – es fallen keine Mahngebühren an. Vielmehr verweigert sich die einmal heruntergeladene Datei nach Ende der Leihfrist einfach dem Öffnen. Pech für den Leser insofern, als dass es bislang noch keinerlei Möglichkeit einer direkten Verlängerung gibt. Aber da werde noch dran gearbeitet.
Keine Sparüberlegungen im Blickpunkt
Irmgard Harmann-Schütz, die den Prozess von der Bezirksregierung aus begleitet hat, freut sich über das Ergebnis und machte anlässlich der Vorstellung am Mittwoch in Bochum deutlich: „Uns geht es ausdrücklich darum, die Bibliotheken zu unterstützen.“ Sparüberlegungen seien dabei nicht leitend gewesen. Das Land trägt von den Kosten in Höhe von 149 000 Euro rund 60 Prozent. Wobei ein Großteil der Kosten durch den Erwerb von Lizenzen, dem Kauf virtueller, sprich digitaler Bücher, Hörbücher oder sonstiger Medien anfielen.
Derzeit machten belletristische Bücher, Hörbücher und Sachbücher je 30, Kinderbücher und Zeitungen/Zeitschriften je 5 Prozent des Bestandes aus. Pro Jahr, so die Planung, sollen bis zu 2000 neue Lizenzen für digitale Medien erworben werden und den Nutzern zugute kommen.