Bochum. .

In der ehemaligen Albertus Magnus-Kirche an der Königsallee feierte die aktuelle Produktion des Theaters Total Premiere. In diesem Jahr bringen die jungen Laienschauspielern Anton Tschechows Frühwerk „Platonow“ auf die Bühne.

Klaviermusik im Hintergrund, drohend hing der Klang wie eine Art vertontes Damoklesschwert in der Luft. Der Sommer in Tschechows Stück „Platonow – Die Vaterlosen“ ist drückend. Bleiern lähmt er die Köpfe und Herzen der Menschen. Kaum zu bändigende Energie und alle Hoffnungen werden von Überdruss und Lethargie erstickt. Tschechows Figuren lieben, hassen, kämpfen, doch wissen sie, dass sie den Kampf nicht gewinnen können. - Und gut ausgehen tut es wirklich nie.

Der Dichter nennt seine Stücke Komödien. Merkwürdige Komödien sind das, an denen sich schon Generationen von Regisseuren die Zähne ausgebissen haben. Doch das schreckte das Bochumer Theater Total nicht ab. Die jugendlichen Laien wagten sich in diesem Jahr an einen solchen „Brocken“ und weil Tschechow allein offenbar nicht schon schwierig genug ist, haben sie sich auch noch dessen frühes Werk „Platonow“ vorgenommen. Ein Sieben-Stunden-Stück, mit dem der Autor zunächst scheiterte. Scheitern schien auch in Bochum programmiert, doch an diesem Abend ist eine Überraschung zu erleben.

Denn dem jungen Ensemble ist etwas sehr Wichtiges gelungen: Eine Atmosphäre zu schaffen, die sehr nahe an diese besondere Tschechow’sche Stimmung herankommt, die, bestehend aus Müßiggang, Lebensüberdruss, Aufbruch und Stillstand jede Inszenierung so schwierig macht. Besonders schön gelöst die Festszene, bei der sich im Vordergrund all’ die kleinen und großen Dramen abspielten, während das Ensemble im Hintergrund still und gespenstisch dazu tanzte.

Übrigens, sieben Stunden dauerte der Abend nicht, man hatte klug gestrichen und die Handlung auf das Wesentliche eingedampft. Die Darsteller meisterten die schwierigen Rollen über weite Strecken, die großen Szenen waren klug arrangiert. Das Team um Regisseurin Barbara Wollrath-Kramer hatte wie immer gute Arbeit geleistet. Das Stück ist jetzt noch bis 15. April in Bochum zu sehen und wird nach der langen Tournee von Theater Total im Juli noch einmal in der Stadt gezeigt.