Bochum. . Es liegt wohl an den gesalzenen Kraftstoffpreisen: Vor allem auf Baustellen gehen die Diesel-Diebe um. Kürzlich wurden sogar einem Bagger auf der Baustelle am Westkreuz 200 Liter abzapft.

Als der Baggerführer der Tiefbaufirma Jacobi am frühen Morgen seinen Dienst antrat, war der Ärger auch schon da: Sein Bagger, eingesetzt bei der Großbaustelle Westkreuz an der A 40 in Bochum Stahlhausen, hatte sich über Nacht ein überraschendes Handicap eingefangen - der Tank war leer. Spritklauer hatten rund 200 Liter Diesel aus dem Tank gezapft.

Kein Einzelfall, beklagt Dieter Seemann von Jacobi das nächtliche Treiben der Kraftstoffdiebe: „Es werden immer mehr, Tendenz steigend. Sogar aus den Kompressoren wird Diesel abgezapft, manche nehmen nur 20 Liter und sind damit schon zufrieden.“ Sogar der Bauhof der Firma, die ihren Sitz in Hattingen hat, blieb von den Diesel-Dieben nicht verschont - gleich mehrere Lkw-Tanks wurden leergepumpt.

Auch der Bochumer Baustoffhändler Caprasse, dessen Fahrzeuge vor den Langfingern bisher verschont blieben, weiß, wo vorzugsweise Diesel zum Nulltarif zu haben ist: „Auf den Baustellen.“

Manchmal passiert es auch anderswo, wie ein ausländischer Opel-Zulieferer zu berichten wusste. Er hatte, wie Opel-Sprecher Alexander Bazio schildert, seinen Lkw mit den Opelteilen auf dem Werksparkplatz ein paar Tage abgestellt, weil er zu früh nach Bochum gekommen war. Prompt war der Tank leer.

Das sei ein Einzelfall bei Opel gewesen, schränkt Bazio ein, denn: „Die meisten Transporter kommen, laden ab und fahren wieder.“ Auch die selbst genutzten Pkw auf dem Werksgelände seien bislang ungeschorten geblieben, weil die Tankdeckel über die Zentralverriegelung verschlossen sind.

Baufirmen machen sich zunehmend Gedanken, wie sie die anschwellende Kriminalität in Sachen Spritklau eindämmen können. Etwa durch besondere Sicherungsmaßnahmen. Dieter Seemann von der Firma Jacobi: „Da gibt es Metallbügel mit Schloss, damit man nicht mit dem Bolzenschneider an den Tank kommt. Aber so ein Gerät kostet locker an die 200 Euro.“ Videoüberwachung auf den Bauhöfen zählt längst zum Standard. Wie bei den meisten Tankstellen.

Trotzdem schlugen Diebe kürzlich bei einer Tankstelle am Castroper Hellweg nahe Autobahnabfahrt zu. Polizeihauptkommissar Guido Meng: „Die Täter hatten gefälschte Autokennzeichen.“

130 Mal passierte es bereits von Januar bis März in diesem Jahr in Bochum, dass Tankstellenkunden abfuhren, ohne zu zahlen. Meist aus Vergesslichkeit, wie die Polizei herausfand: „Viele kaufen nach dem Tanken noch etwas in der Tankstelle und vergessen beim Bezahlen, dass sie getankt haben.“ Für März habe Aral bundesweit keine „erhöhten Vorgänge“, sagte ein Sprecher.

Dass betroffene Baufirmen auf Strafanzeigen verzichten, kann Meng nachvollziehen: „Viele machen da lieber ihre eigenen Recherchen. Der Dieb muss ja kein externer sein.“

Ausgetankt

Die Shelltankstelle in Stahlhausen an der A 40 wird geschlossen. Foto: Udo Kreikenbohm
Die Shelltankstelle in Stahlhausen an der A 40 wird geschlossen. Foto: Udo Kreikenbohm © WAZ FotoPool
Foto: Udo Kreikenbohm
Foto: Udo Kreikenbohm © WAZ FotoPool
Die Tankstelle öffnete 1957 die Zapfsäulen. Foto: Udo Kreikenbohm
Die Tankstelle öffnete 1957 die Zapfsäulen. Foto: Udo Kreikenbohm © WAZ FotoPool
Lager- und Werkhalle. Foto: Udo Kreikenbohm
Lager- und Werkhalle. Foto: Udo Kreikenbohm © WAZ FotoPool
Die letzte Kundin Andrea Gerlach. Foto: Udo Kreikenbohm
Die letzte Kundin Andrea Gerlach. Foto: Udo Kreikenbohm © WAZ FotoPool
Das Team. Michel und Matthias Habelmann, Sarah Gerlach, Laura Gerlach, Wolfgang Kuhlmann und Volker Strauss. Foto: Udo Kreikenbohm
Das Team. Michel und Matthias Habelmann, Sarah Gerlach, Laura Gerlach, Wolfgang Kuhlmann und Volker Strauss. Foto: Udo Kreikenbohm © WAZ FotoPool
Foto: Udo Kreikenbohm
Foto: Udo Kreikenbohm © WAZ FotoPool
Michel Habelmann demontiert die Handtuchhalter. Foto: Udo Kreikenbohm
Michel Habelmann demontiert die Handtuchhalter. Foto: Udo Kreikenbohm © WAZ FotoPool
Foto: Udo Kreikenbohm
Foto: Udo Kreikenbohm © WAZ FotoPool
Foto: Udo Kreikenbohm
Foto: Udo Kreikenbohm © WAZ FotoPool
Eine Aufnahme vom 6. Januar 1955. Die Tankstelle der Rheinpreußen-Kette (Haniel Konzern) am Ruhrschnellweg, Bundesstraße 1, in der Nähe zur Kreuzung mit der Wattenscheider Straße. Diese und die Tankstelle an der Auffahrt Stahlhausen gehörten zusammen. So etwas nennen Experten Doppeltankstelle. Bildnachweis: Stadt Bochum
Eine Aufnahme vom 6. Januar 1955. Die Tankstelle der Rheinpreußen-Kette (Haniel Konzern) am Ruhrschnellweg, Bundesstraße 1, in der Nähe zur Kreuzung mit der Wattenscheider Straße. Diese und die Tankstelle an der Auffahrt Stahlhausen gehörten zusammen. So etwas nennen Experten Doppeltankstelle. Bildnachweis: Stadt Bochum © Stadt Bochum, Presseamt
Ein Bild aus den 30er-Jahren. Heute befindet sich an dieser Stelle die Werkstatt des Hummer-Racing-Teams. Bildnachweis: Stadt Bochum
Ein Bild aus den 30er-Jahren. Heute befindet sich an dieser Stelle die Werkstatt des Hummer-Racing-Teams. Bildnachweis: Stadt Bochum © Stadt Bochum, Presseamt
Blick vom Gasometer auf dem Ruhrschnellweg, die Abfahrt Stahlhausen sowie das Werk des Bochumer Verein Höntrop im Jahr 1961. Links mitte ist die Tankstelle der Rheinpreußen-Kette (Haniel-Konzern) zu erkennen. Bildnachweis: Stadt Bochum
Blick vom Gasometer auf dem Ruhrschnellweg, die Abfahrt Stahlhausen sowie das Werk des Bochumer Verein Höntrop im Jahr 1961. Links mitte ist die Tankstelle der Rheinpreußen-Kette (Haniel-Konzern) zu erkennen. Bildnachweis: Stadt Bochum © Stadt Bochum, Presseamt
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