Bochum. . Der Bochumer Markus van den Boom baut in seiner Garage in Wiemelhausen Rollstühle für Hunde. Er könne sich vor Aufträgen kaum retten, sagt er. Die Preise für eine mobile Fahrhilfe liegen zwischen 350 Euro und 800 Euro.

Meist entstehen die besten Ideen aus der eigenen „Not“ heraus. Bei Markus van den Boom war es so. Der Werkstattleiter eines Sanitätshauses liebte seinen Hund Amadeus, einen Stafford Dobermann, abgöttisch. Das Tier wurde krank, konnte kaum noch laufen. Seine damalige Freundin, eine Tierärztin, riet ihm schweren Herzens: „Lass ihn einschläfern. Ein Hund muss rennen dürfen.“ Diese Diagnose wollte der Orthopädietechniker nicht hinnehmen. Er konstruierte seinen ersten „Rollstuhl“ – allein für Amadeus.

„Endlich konnte mein Hund wieder laufen, wenn auch zunächst nur im Rollwagen.“ Markus van den Boom machte weiter, stellte in seiner Freizeit immer häufiger Fahrhilfen für Vierbeiner her. Die Kunden bekam er aus der Kleintierklinik vermittelt, in der seine damalige Lebensgefährtin, heute Ehefrau, arbeitete. Als das Sanitätshaus, in dem er beschäftigt war, dann noch schließen musste, war für Markus van den Boom sofort klar: „Ich mache mich komplett selbstständig.“ Das ist nun vier Jahre her. Heute rufen ihn bis zu 200 Kunden im Monat an, bestellen eine Prothese, Orthese oder eben einen Rollstuhl für den geliebten Vierbeiner.

„Meine Klientel kommt aus ganz Deutschland“

„Meine Klientel kommt aus ganz Deutschland.“ Kürzlich reiste sogar eine Frau aus Mallorca zu ihm. Ein Hunderollwagen ging in die Türkei, einer nach Rumänien. „Ich kann mich vor lauter Aufträgen kaum noch retten, suche dringend einen größeren Raum“, sagt der Mann, der heute in der heimischen Garage in Wiemelhausen und in einer kleinen angemieteten Werkstatt versucht, allen Anfragen gerecht zu werden. Dabei erinnert er sich schmunzelnd daran, wie alles begann.

Dank eines Rollstuhls können gebrechliche Hunde auch weiterhin laufen.
Dank eines Rollstuhls können gebrechliche Hunde auch weiterhin laufen.

An seinen Prototypen, den er „ganz nebenher zusammenwerkelte.“ Der erste Rollstuhl bestand aus alten Kinderwagenrädern. Die hatte ihm ein Lehrling vom Schrottplatz besorgt. Heute verwendet der 41-Jährige für seine Modelle Fahrradräder mit feinsten Alufelgen.

„Am Anfang war schon alles sehr provisorisch, aber jeder fängt ja mal klein an“, so van den Boom und präsentiert die aktuelle Auswahl seiner Radkollektion. Hier kann der Kunde zwischen zehn und 24 Zoll wählen – je nach Größe des Rollstuhls und natürlich des Hundes. Sein kleinster „Kunde“ wog zarte 1,6 Kilogramm, da verwendete der Fachmann dann die Räder eines Inline-Skates, der schwerste Hund, für den er ein Gefährt aus Aluminium konstruierte, wog 59 Kilogramm.

„Die Welt hat darauf gewartet, dass es so etwas gibt“

Die Preise für eine mobile Fahrhilfe liegen zwischen 350 Euro und 800 Euro. „Je stabiler der Wagen, desto mehr Material geht drauf.“ Für das Erstellen der Orthesen und Prothesen berappt der Kunde im Schnitt 350 Euro. „Meine Umsätze liegen im fünfstelligen oberen Drittel“, freut sich van den Boom und blickt auf die Werkbank seiner heimischen Garage. Seine Fühler hat er längst ins Nachbarland Schweiz ausgestreckt. Dort arbeitet seine Firma „Rehatechnik für Tiere“ mit einer Art Franchise-Unternehmen zusammen. Produziert werden die Rollwagen in der Bochumer Garage, verkauft später dann in der Schweizer Filiale.

„Die Welt hat darauf gewartet, dass es so etwas gibt – eine Lösung dafür, dass das Tier nicht eingeschläfert werden muss“, da ist sich der Unternehmer sicher.