Bochum. Ein 50-jähriger Bochumer hat am Freitag vor dem Schwurgericht gestanden, seine Ehefrau (49) erstochen zu haben. Der Richter sprach von einer Tat „voller Wut und Hass“. Die Frau hatte sich von ihrem Mann trennen wollen.

Am Ende war der Zorn des Mannes (50) so gewaltig, dass er seiner Frau (49) neunmal das Küchenmesser in den Oberbauch und die Brust rammte. Die Klinge war 23 Zentimeter lang, aber die Einstichkanäle waren bis zu 25 Zentimeter tief. Richter Hans-Joachim Mankel sprach von einer Tat „voller Wut und Hass“. Er habe das Messer „richtig reingehauen“. Der Angeklagte widersprach nicht. „So war’s“, sagte er am Freitag vor dem Schwurgericht. Er wisse: „Das ist unmenschlich.“

Der gelernte Elektriker, bisher nicht vorbestraft, ist wegen heimtückischen Mordes aus niedrigen Beweggründen angeklagt. Ihm droht „lebenslänglich“. Das Verbrechen passierte am Abend des 12. Oktober 2011 in der gemeinsamen Wohnung  im Stadtteil Eppendorf. Das Opfer soll geschlafen haben. Das Motiv sieht Staatsanwalt Dieter Justinsky in der Trennungsabsicht der Frau. Nach der Tat hatte der Angeklagte von zu Hause die Polizei gerufen: „Ich habe gerade meine Frau umgebracht.“ Als die Beamten erschienen, steckte das Messer noch in der Brust des Opfers.

„Aggressiv, pöbelhaft und unmöglich benommen“

Die Ehe war erst Ende 2008 geschlossen worden, ein Jahr nach dem Kennenlernen. Doch die Harmonie währte nicht lange. Der kräftige Mann trank viel zu viel Alkohol und wurde dann gewalttätig gegen seine Frau. „Durch die Bank wird berichtet“, hielt der Richter ihm vor, „dass Sie sich aggressiv, pöbelhaft und unmöglich benommen haben.“ Mehrfach soll die Frau bei ihrer Mutter übernachtet haben, weil sie sonst Ärger gefürchtet habe.

Die Schneiderin hatte zu Hause eine kleine Nähstube betrieben. 2009 gab sie das auf und pachtete mit ihrem Mann einen begehbaren Kiosk in Stahlhausen. Das Geschäft lief mäßig: viel Arbeitszeit, wenig Gewinn. Die Ehe kriselte zunehmend. „Sie hat mich angesprochen, dass ich das Alkoholtrinken sein lasse soll“, sagte der Angeklagte. Sie fühle sich sonst nicht wohl. Das Zwischenmenschliche wurde immer weniger. Außerdem soll er sie beide gesellschaftlich isoliert haben. Einen Monat vor der Tat nahm sie ihre Matratze und nächtigte fortan im Nähzimmer. Später kündigte sie auch den Kiosk - und ihre Wohnung. Zuletzt sollen sich die beiden nicht mal mehr gegrüßt haben. „Sie hat gesagt, sie liebt mich nicht mehr.“

„Ich hatte Wut auf sie. Es hatte sich so viel aufgestaut“

Der Mann reagierte stur und trotzig. Er machte die Frau für das Scheitern der Ehe verantwortlich. „Ich hatte Wut auf sie. Es hatte sich so viel aufgestaut.“ Damals will er auch Suizidgedanken gehabt haben. Doch die verwarf er. Stattdessen sollte seine Frau sterben, wie er meinte. Am Tatabend betrank er sich (2,85 Promille), ging in die Küche, holte das Messer und betrat das Nähzimmer, wo seine arg- und wehrlose Frau auf der Matratze lag. „Ich bin dann mit dem Messer auf sie drauf.“ Sie habe ihn angeguckt und geschrien. Zum Schutz soll sie die Decke über den Kopf gezogen haben, doch die Stiche gingen dadurch. Sekunden später war die Frau tot. „Das kann man nicht rechtfertigen, was ich gemacht habe“, sagte der Angeklagte. Angeblich hatte die Frau vorher auch gefürchtet, dass er sie umbringen werde, wenn sie ihn verlasse.

Grinsen bei der Festnahme

Bei der Festnahme hatte der Mann ein breites Grinsen gezeigt. Warum, sagte er, wisse er nicht. Der Richter: „Man kann aus Genugtuung grinsen.

Die zwei Brüder der Getöteten sind im Prozess Nebenkläger. Ebenso ihr Vater. Dessen Rechtsanwalt Wolfgang Schütze sagte, dass das Verfahren für die Verwandten sehr belastend sei. Die Mutter des Opfers schaffe es deshalb auch nicht, dem Prozess selbst beizuwohnen.

Die Hauptverhandlung wird am 21. März fortgesetzt.