Bochum.. Dreister Diebstahl beschäftigt die Polizei: Über 30 Senkkästen von Gullys haben Unbekannte am Wochenende entwendet. Das ärgert die Stadt mächtig – und kann für die Verkehrsteilnehmer lebensgefährlich werden

War es ein Dummer-Jungen-Streich? Oder war hier eine kriminelle Bande am Werk? Im Bochumer Norden sind am vergangenen Wochenende über 30 Gullydeckel gestohlen worden, davon allein 28 im Bereich der Dieselstraße und der Seilfahrt. „Eine solche Menge auf einmal zu stehlen, ist extrem ungewöhnlich“, meint Rafael Stratmann, Leiter der Straßen- und Kanalunterhaltung bei den Technischen Betrieben der Stadt. Was mit all den geklauten Gullydeckeln (technisch korrekt als „Sinkkästen“ bezeichnet) geschieht, darüber darf jetzt trefflich spekuliert werden.

In der Nacht von Freitag auf Samstag häufen sich bei der Polizei die Meldungen über fehlende Abdeckroste von Gullys – und das nehmen die Ordnungshüter nicht auf die leichte Schulter: „So etwas ist kein Karnevalsscherz, sondern ein gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr“, stellt Polizeisprecher Volker Schütte fest. Denn die Diebe schaffen auf diese Weise lebensgefährliche Fallen für die Verkehrsteilnehmer. Darauf steht nach Paragraf 315c des Strafgesetzbuchs bis zu zwei Jahre Haft. Vor allem Fußgänger und Zweiradfahrer riskieren Kopf und Kragen, wenn sie unversehens in einen offenen Gullyschacht stolpern.

Noch während der Nacht macht sich ein Notdienst der Technischen Betriebe auf den Weg, um die Gefahrenstellen zu sichern. „Die offenen Gullys wurden zunächst abgesperrt“, erzählt Rafael Stratmann. Im Laufe des Montags waren die meisten Gullydeckel bereits wieder ersetzt: „Nur sieben Sinkkästen einer etwas älteren Bauform hatten wir nicht auf Lager. Die müssen wir nachbestellen.“ Zu Unfällen sei es durch die offenen Gullys aber nicht gekommen, so der Polizeisprecher. Die Stadt erstattete Anzeige.

Ein Gullydeckel kostet etwa 70 Euro

Der massive Deckel-Klau hat übrigens zur Folge, dass das Lager der Technischen Betriebe jetzt weitgehend leer ist. „Ein Gullydeckel wiegt etwa 20 bis 30 Kilo und kostet rund 70 Euro“, meint Stratmann. „Unser Vorrat in den Bauhöfen ist jetzt erschöpft.“ Und was wollen die Diebe mit all dem Gusseisen anfangen? Fest steht, dass die Preise für Altmetall in den letzten Jahren gestiegen sind. Polizeisprecher Volker Schütte bittet daher alle Schrotthändler, sich direkt bei der Polizei zu melden, falls ihnen solche Ware angeboten werden sollten. „Da sollte man misstrauisch werden, wenn jemand mit 30 Gullydeckeln unterm Arm ankommt.“ Die Polizei sucht Zeugen des Diebstahls: 0234 909 33 21.

Klau auf Friedhöfen

Doch auch andere Formen von Metall werden in letzter Zeit vermehrt zum Ziel von Dieben: etwa auf Friedhöfen. „Egal ob Kupferteile, Wasserhähne, Dachrinnen oder sogar die Buchstaben auf den Grabsteinen: so etwas wird gern geklaut und verscherbelt“, sagt Gerd Werdelmann, Leiter der Technischen Betriebe. Die Friedhöfe in Gerthe und Werne seien in jüngster Zeit besonders betroffen gewesen. Schlimm sei für die Opfer meist weniger der materielle Schaden. „Hier geht es auch um ideelle Werte“, so Werdelmann. „Immerhin wird an den Gräbern oft viel zerstört.“